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Warum Polizist:innen dumm, faul und kriminell werden

Wer mit Angestellten oder Beamten des Staates bzw. der Verwaltung zu tun hat, wird nicht um den Eindruck umherkommen, dass die überwiegende Zahl der Menschen dort dumm, faul oder gar kriminell zu sein scheint. Der Eindruck mag nicht repräsentativ sein, beruht er doch auf der persönlichen Betrachtung und des Einzelfalles, trotzdem teile auch ich diese Einschätzung und versuche hier die Ursachen und notwendigen Reformen zu beschreiben.

Kein Mensch wird dumm, faul oder kriminell geboren, sondern diese Attribute treten im Laufe des Lebens auf und können sehr viele Ursachen haben. Das familiäre Umfeld, finanzielle oder gesundheitliche Aspekte und natürlich die (falsche) Berufswahl.

Hier in München sieht man sehr viele Polizist:innen die ganz offensichtlich von weit her kommen, bestenfalls erkennt man einen niederbayerischen Dialekt, oftmals klingen die Beamten nach anderen Bundesländern. Sie alle haben sich bewusst für diesen Job entschieden, die Einstellungsvoraussetzungen und Beschränkungen auf sich genommen. Aber warum haben sie das getan? War es eine Erweckungserscheinung, sich auf einen schlecht bezahlten Beamtenjob zu bewerben, der Schichtarbeit, Lebensgefahr und das Ausbügeln der politisch-gesellschaftlichen Ignoranz mit sich bringt?

Sicherlich ist jeder Mensch naiv bei der Berufswahl oder der konkreten Wahl des Arbeitsplatzes. Man hat Wünsche, Träume und eine Erwartungshaltung – oftmals von den Eltern, Verwandten oder anderer nahestehender Menschen. Aber keine Erfahrung und Ahnung, wie es dort dann wirklich zugeht, da nur die Sonnenseiten gezeigt werden. Vielleicht haben Menschen, die sich auf eine beamtische oder ÖD-Laufbahn fokussieren, auch sehr viel Unsicherheiten erlebt und stellen nun Jobsicherheit über alles.

Spätestens nach einiger Zeit dürfe jedem klar werden, dass es ein schlecht bezahlter Scheissjob ist, der sie beruflich an einen teuren Ort zwingt, an dem sie keine Chance haben zu wohnen. So kommen lange Anfahrten hinzu. Derweil tanzt die Schickeria den Leuten auf der Nase rum. Es ist keine „Verbesserung“ zu erkennen, die geleistete Arbeit ist also überflüssig.

Jetzt beginnt das Übel. Die Leute sind frustiert, müssen erkennen, dass sie sich zwar den Arsch aufgerissen haben und reissen, es aber keinerlei „Dankbarkeit“ des Dienstherren gibt. Manche copen diese Situation mit Gleichgültigkeit und innerer Kündigung, andere werden aggressiv und wollen Rambo sein, einige rutschen in die Kriminalität ab. Dutzende Münchner Polizisten sind des Kokainkonsums überführt worden, haben Drogendealer gedeckt und teilweise selbst beschlagnahmte Drogen weiterverteilt. Sich mit den Kriminellen in der Nobeldisko am Ort getroffen und fotografieren lassen. Unterforderung, Geringschätzung und Frust sorgen oft dafür, dass Menschen falsch abbiegen.

Ich vermute, dass keiner der Ex-Polizisten mit der Absicht, als Drogendealer vor Gericht zu stehen, Polizist geworden ist. Sondern es die Folge eines langjährigen frustrierten, harten Dienstes war.

Solche Fälle sind kein Einzelfall, immer wieder gibt es sie. Ich erinnere mich an einen großen Skandal beim Zollamt Garching, ich meine mich zu erinnern, dass mehrere Haftstrafen gegen Beamte verhängt wurden. Und man hört davon auch in Verwaltungsbehörden, Finanzämtern, in der Pflege/Krankenhaus etc. – Überall dort wo viel Druck, schier unlösbare Probleme auf einzelnen Menschen abgeladen werden und die Menschen dort dann dadurch „copen“ indem sie dumme Sachen machen.

Wenn Menschen erkennen, dass sie den Job nur „überstehen“, wenn sie sich dumm stellen, faul werden oder sich „extracurriculär“ illegal beschäftigen, dann ist ist die Grenze längst überschritten.

Vermutlich ist die Denkweise so: „Der Job ist Scheisse, aber sicher. Ich nehme mir das, was mir gefühlt zusteht. Wenn es schief geht, verliere ich nur diesen Scheissjob“. Das klingt als sei es ein kalkuliertes Risiko, ist es aber nicht, denn was wäre, wenn man sich aktiv eine bessere Beschäftigung sucht?

Ein paar € und Drogen nebenher sind keine rationale Entscheidung, am Monatsende „das Geld zu haben, was einem zusteht“. Es ist die zu späte Erkenntnis, dass man seine Karriere bisher verbockt hat und perspektivlos feststeckt. Man hört die tickende Uhr des Alters.

München ist ein teures Pflaster, die IT-Branche boomt weiter. Aus eigener Erfahrung und an mir selbst kann ich durchaus behaupten, dass man auch mit geringen Skills einen Job finden kann, der mehr bezahlt, als der Polizeipräsident München in einem Jahr nach Hause nimmt. Gut, die Altersvorsorge ist nicht vergleichbar mit dem Beamtenstatus, aber die Freiheit und die mentale Expansionsmöglichkeiten sind groß.

Polizisten riskieren also mit Staftaten nicht nur ihre Freiheit und ihren Job, sondern selbst wenn sie damit unentdeckt durchkommen verdienen sie weniger, als wenn sie von sich aus den Dienst quittiert hätten und etwas anderes angefangen hätten.

In den USA gibt es Trainingsprogramme, die aus Staftätern, die jahrelang im Knast sassen, Programmierer machen. Die verdienen dann 100.000$+ im ersten Job nach 5-10 Jahren Knast und bei Arbeitgebern beliebt. Es ist keine Frage der Gene oder der puren Intelligenz. Es ist eine Frage des Wollens, der Beharrlichkeit und der Chance. Deshalb sind in den USA auch (branchenfremde) ehemalige Soldaten in der freien Wirtschaft sehr beliebt, weil diese oft sauber, korrekt und zielführend arbeiten.

Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ehm. Soldaten, Handwerker oder Mechaniker eine ziemlich gute Arbeitseinstellung haben um Probleme in der IT zu lösen. Vermutlich also auch Polizisten?

Jeder muss selbst entscheiden, ob er weiter Fahrradfahrende anhält, ihnen einen fragwürdigen Rotlichtverstoss unterstellt und sich dann damit Stundenlang mit Papierkram zu beschäftigen. Es dürfte klar sein, dass gerade solche fragwürdigen, unterstellten und in einem unfreundlichen-aggressiven Ton gestellte Aussagen keinerlei positive Auswirkung haben auf das zukünftige Verhalten und sich natürlich herumspricht. Man wird also noch mehr Scheissarbeit haben und noch mehr Schreibarbeit. Und am Ende ist nichts gewonnen, für niemanden. Und die Eigentumswohnung oder Haushälfte in München wird dadurch auch nicht bezahlbarer.

Allgemein sind diese Probleme vom Staat aus mit Geld lösbar: Statt die Voraussetzungen/Anforderungen abzusenken, sollte der Staat sich seine Mitarbeitenden noch 10x genauer anschauen, auf Probe anstellen oder nicht mehr lebenslang verbeamten. Auch muss die Bezahlung dynamischer sein und natürlich in Regionen wie München deutlich besser werden, damit nicht nur die beim Staat bleiben, die wirklich zu ängstlich, faul oder dumm sind, in der freien Wirtschaft das doppelte zu verdienen.

Generell sollte man den Beamten und auch ÖD-Angestellten die Möglichkeit einer Abfindung anbieten. Statt die Aussicht auf lebenslangen Frust vor sich zu haben, könnte man zB 2000€ für jedes Jahr Beamtentum als Abfindung anbieten. Frustrierte Menschen könnten sich einen besseren Job suchen, sich verwirklichen oder eine neue Ausbildung angehen. Auch wenn das einen „Brain Drain“ nach sich zieht, der nur mit mehr Geld (= mehr Talent) zu heilen ist.

Wichtiger noch wäre eine allgemeine Entbürokratisierung oder Beschleunigung diverser Abläufe in der Verwaltung, sodass diese weniger Anfällig für Willkürentscheidungen sind oder gar (zB wegen Korruption) manipuliert werden können. Nur ein schlanker Staat kann sauber bleiben, sobald es zu viele Leute, Abteilungen, Zuständigkeiten gibt, entsteht Overhead und diese mangelnde Transparenz sorgt letztlich dann auch für Versagen und Kriminalität. Solange der Status einer Abteilung und einer Leitungsposition an der Zahl der „Untergebenen“ festgemacht wird, ist es eine Einladung dazu, Zement in Abläufe und Regeln zu rühren um alles noch zäher und aufgeblähter zu machen. Es braucht keine Beamte um Formulare auszufüllen oder abzutippen. Das sind Tätigkeiten die schlichtweg automatisiert gehören. Die Tätigkeiten müssen ersatzlos gestrichen werden, die Menschen weiterqualifiziert werden um dann andere Abläufe zu automatisieren oder zu reformieren. So sinkt der Gesamtbedarf und ausscheidende Angestellte/Beamte müssten nicht 1:1 ersetzt werden.

Der „Schaden“ wär somit für die Gesellschaft und die staatlichen Institutionen begrenzt und die Menschen hätten wirklich eine Möglichkeit, z.B. das Programmieren zu erlernen oder andere gesuchte Tätigkeiten in der freien Wirtschaft zu übernehmen. Zwar ohne die Unkündbarkeit, aber auch ohne die vielen Einschränkungen.

Generell scheint es auch ein deutsches Problem zu sein, dass man solche „ungewöhnlichen“ Karriereschritte nicht positiv unterstützt. Dabei gibt es viele Beispiele von Fitness-Influencern, Outdoor-YouTube-Größen und ITlern, die genau das so gemacht haben: Aus dem Polizeidienst in die Wirtschaft/Freiheit. Soweit ich weiss wollte keiner von ihnen wieder zurück in den Staatsdienst.

Was die Kriminalität in der Polizei angeht: Es ist für mich unverständlich, wie z.B. der Polizeipräsident hier ganz normal und regulär in Pension gehen konnte, während dutzende Drogendealer und Konsumenten als Polizisten „verkleidet“ im Dienst waren. Und das jahrelang. Er trägt die Verantwortung, selbst wenn er persönlich nichts damit zu tun hat.

Update 22.10.2021:

Wie die Süddeutsche berichtet, haben Polizisten der Polizeiwache Giesing mit Dopingmitteln gehandelt und wurden deshalb verurteilt.

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