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Entscheidungen treffen.

Gerade im Zusammenhang mit gescheiterten IT-Projekten auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene komme ich immer wieder an den selben Punkt, an dem ich mich aufrege:

Ich kann als Bürger und Wähler nicht erwarten, dass ein Politiker alle mir wichtigen Bereiche als Experte vertreten kann, im Gegenteil: Jeder von uns hat seine speziellen Kenntnisse aus Ausbildung oder Berufserfahrung. Hier sind wir vermutlich ausreichend qualifiziert, Aussagen zu treffen und Entscheidungen zu fällen. Das tun wie täglich bspw. im Beruf.

sitzmuster

Wenn ich also als Bürger, Freiberufler oder Unternehmer eine Entscheidung treffen muss, gehe ich wie folgt vor:

1. Überblick

Um was geht es? Was sind die Eckpunkte des Problems oder des Bereiches? Wie handeln andere Menschen? Was sind Chancen und Risiken?

Beispiel: Ich möchte große Datenmengen auswerten um daraus politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Vorteile zu erlangen.

 

2. Abwägung

Mit dem thematischen Grundwissen ausgestattet, betrachte ich das ursprüngliche Problem erneut. Kann ich es selbst lösen? Welche Aufwände entstehen mir dadurch? Wie viel Zeit und Geld muss ich davon investieren? Welche Erfahrung habe ich und welche Qualität kann ich vermutlich liefern? Ist es für mich überhaupt oder besonders sinnvoll mich in eine Thematik einzuarbeiten oder wird dies eine einmalige Sache sein? Welche Personen/Experten auf diesem Gebiet kenne ich, die ich mit der weiteren Umsetzung beauftragen kann?

Beispiel: Ich bin zwar mit EDV insb. Software-Engineering und Betrieb vertraut, mir fehlen aber die Grundlagen im Umgang mit Geodaten und den dort üblichen Algorithmen.

Hier habe ich folgende Optionen:

a) ich schaffe mir dieses Wissen an und versuche das Problem selbst zu lösen. Mangels Erfahrung kann ich keine Zeitabschätzung machen und den Erfolg des Projektes nicht abschätzen. Ich verlasse mich auf mein Gefühl.

b) die groben Grundlagen kann ich mir erwerben um dann externe Experten zu beauftragen und steuern zu können. Ein Experte muss hier nicht schon der „Umsetzende“ sein, sondern kann ein thematisch versierterer Experte sein, den ich mit der weiteren Planung beauftrage.

 

3. Entscheidung und Umsetzung.

Ich treffe die Entscheidung und setze sie, lasse diese umsetzen oder delegiere den Prozess.

 

Je nach Thematik und Problem fallen die Ergebnisse dieses dreistufigen Entscheidungsprozesses also unterschiedlich aus. Nur so kann ich also fallweise die bestmögliche Entscheidung treffen.

Ich bin regelmäßig erstaunt und fassungslos, wenn ich Entwickler und Entscheider treffe, die immer nur einen der o.g. Optionen einschlagen. Die „inventend here“ und „not invented here„-Syndrome sind seit Jahren bekannt und in einschlägiger Fachliteratur umfänglich behandelt.

Von einem Mandatsträger erwarte ich genau diese Handlungsweise. Egal ob bei IT-Projekten, ÖPNV oder Sozialthemen. Aber was bitte haben dann Frau Cornelia Rogall-Grothe als „Bundes CIO“, Herr Franz Josef Pschierer als „Bayerischer Landes CIO“ oder Frau Gesche Joost im Schattenkabinett von Peer Steinbrück verloren?

Nichts. Absolut nichts.

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