Am gestrigen Samstag den 26.10.2013 besuchte ich zum ersten Mal den neuen Apple Store im Olympiaeinkaufszentrum (OEZ) München. Der Laden ist etwas kleiner als das Geschäft in der Rosenstraße und beschränkt sich — ohne Glastreppe — auf ein Geschoss in der relativen Mitte des Einkaufszentrums. Die Nähe zum Eingang Hanauer Straße/U-Bahn sorgt für eine schnelle Erreichbarkeit mit dem ÖPNV.
Rückblick: Als in Deutschland die ersten Apple Stores eröffneten, waren sie *die* Anlaufstelle für Probleme aller Art mit Apple-Produkten: Man konnte sehr schnell, meist noch am selben Tag einen Termin bekommen, das Personal war superfreundlich und auch sehr qualifiziert. Neue Produkte waren vor Ort oder konnten bestellt werden. Es machte Spass, den Apple-Store aufzusuchen und im Gegensatz zu anderen Elektromärkten/Gravis konnte man vom Personal zumindest erwarten jemanden mit Kenntnissen aufzutreiben, notfalls aus dem Genius-Team.
All das habe ich im OEZ vermisst: Das Personal war nicht besonders motiviert, obwohl der Laden für Apple-Verhältnisse relativ leer war. Trotzdem konnte ich keinen zeitnahen iPhone-Termin erhalten, aber nächsten Mittwoch schon — „das wäre ja auch noch zeitnah“. Nur 4 Tage? Sollte das ein Witz sein?
Daraufhin wollte ich mir die neuen Produkte anschauen, doch weder das neue iPad Air, noch das Retina iPad Mini waren vorhanden, geschweige denn der Mac Pro. Auf die Nachfrage ob wenigstens die 13″ Retina Macbook Pros vorhanden seien, erhielt ich die Auskunft „ja, die sind hier alle neu“. Nur um dann feststellen zu müssen, dass drei der vier Aussteller „late 2012“-Modelle waren.
Beim vierten Gerät und dem vierten Aufruf von „Über diese Mac“ konnte ich endlich das neue „Late 2013“-Modell erblicken und wollte dann herausfinden, ob mit der neuen Macbook-Hardware endlich auch eine Geräteklassen-überschreitende AirDrop-Kommunikation möglich ist. Schliesslich war die ursprüngliche AirDrop-Unterstützung bei den MacBooks auch an neue WIFI-Chips geknüpft und die aktuelle Inkompatibilität zu iPhones und iPads eigentlich nicht mehr nachvollziehbar.
Ich habe also mit meinem mitgebrachten iPhone 5S versucht eine Kommunikation herzustellen, bin aber auch hier, wie zuvor schon bei meinen eigenen Geräten mit Mavericks Developer Preview und dem Release gescheitert. Ich schaute dann etwas genervt zu einem Mitarbeiter, der dann ungefragt herkam und sich am Gerät breit machte, ja mich quasi fast wegschieben wollte?
Ich fragte ihn, ob es denn noch immer nicht möglich sei, zwischen dem neuesten Macbook Pro-Modell und dem neuesten iPhone Premium-Modell über AirDrop Dateien auszutauschen. Er hatte keine Ahnung. Also wirklich keine Ahnung. Aber er hatte einen Kopf im Ohr und ein normales, blaues Shirt an. Jedenfalls entwickelte sich das ganze zu einem übelsten Desaster, als er vor meinen Augen anfing, in die Adress/Suchleiste des offenen Safari-Browsers „airdropmacpro“ (sic!) einzutippen.
Mac Pro! Nicht Macbook Pro. Ohne Leerzeichen. Dann wollte er vor meinen Augen auf MacLife.com, Macworld.com und anderen Seiten herumklicken und fand eine nicht mehr aktuelle Apple-Supportseite ohne weitere Informationen.
Letzendlich hatte er keine Ahnung was AirDrop ist und konnte mir auch nicht weiterhelfen.
Auf die Frage hin, wie es mit der Verfügbarkeit der Retina 13″ MBP aussehen würde, meinte er nur „es sind einige da“, aber die einzig für ernsthafte Entwicklungs-Aufgaben geeignete Version mit 16 GB RAM wäre prinzipiell nicht vorhanden und könne auch im Laden nicht bestellt werden — nur online.
Apple, was soll das? Weder bekomme ich zeitnah Service, noch fachkundige Auskünfte noch gibt es die neuesten Geräte — zumindest zum angucken (iPads…) oder mitnehmen (ausser Standardkonfigurationen).
Der Besuch war für mich eine reine Zeitverschwendung und den Mitarbeiter bei seiner „Informationsrecherche“ zu beobachten hat mich fast zum Weinen gebracht. Meines Erachtens eine katastrophale Customer-Experience für die Liga, in der Apple bislang spielt oder spielen will.
Wenn Steve Jobs das lesen könnte, würde er sicher auch über sein Unternehmen weinen und/oder sich im Grabe drehen…
„Für diese Trivialverkäufer gibt es keine Verwendung mehr. Gebraucht werden vielleicht High-End-Berater, der Rest steht herum und verärgert eher Kunden, die mehr erwarten.“ und „Hier könne man erkennen, wie viele Serviceberufe überflüssig werden. Man brauche nur noch die echten Koryphäen und die anderen eben nicht mehr.“ (Gunter Dueck)
Quelle: http://www.service-insiders.de/news/show/229/IBM-Technologie-Chef-Gunter-Dueck–Das-Ende-der-Servicegesellschaft—-?start=15
Ich teile diese Einschätzung und genau deshalb bin ich von diesem Apple-Store so negativ erstaunt: Apple muss es doch wissen, als Teil der Wirtschaft die massiv „einfache Verkäufer“ überflüssig gemacht hat. Warum macht dann ausgerechnet Apple den Fehler, viele „einfache Verkäufer“ anzuheuern statt 3-4 zusätzliche Experten („Genius“)?
Die von Steve Jobs und Guy Kawasaki beschriebene „Bozo-Explosion“ ist wohl in Teilen von Apple schon voll im Gange…