Zum Inhalt springen

Amazon wird REWE schlachten…

Der REWE-Chef Caparros scheint endlich die Probleme zu bemerken, die sein Unternehmen in Zukunft haben wird. Zwar hat er sich neulich noch seiner E-Mails beklauen lassen — die wurden dann auf verschiedenen News-Seiten geleaked, nicht gerade ein Zeichen von professionellem Umgang auf Konzernebene — aber dafür hat er jetzt, das Sillicon Valley in klein nachgebaut…

Ja, genau. Das hat er gesagt und das ist heute bei Heise nachzulesen.

Er hat endlich bemerkt, dass Amazon bald REWE schlachten wird, aber er hat noch immer nicht bemerkt, woran das liegt und warum er es vermutlich nicht mehr verhindern wird können:

Soweit ich weiss, sind die Margen im Lebensmitteleinzelhandel relativ gering. Im direkten Preisvergleich schenken sich die Ketten wie ALDI, Lidl, Edeka, REWE und Kaisers-Tengelmann zwar nicht wirklich viel, aber das betrifft hauptsächlich die „günstigsten“ Produkte einer Kategorie, also beispielsweise die günstigste Butter.

Während Discounter also primär auf No-Name-Produkte setzen, welche oft von bekannten Herstellern extra für dieses Sortiment produziert werden, bleiben die „Original“-Markenprodukte weiterhin größtenteils den Supermarktketten vorbehalten, die große Produkt- und Preisvielfalt anbieten können und wollen. Also beispielsweise REWE, Edeka und co.

Ohne den Verkauf der teureren Markenprodukte und Non-Food-Aktionsartikel (die wohl mittlerweile auch generell schwächeln) sind aber die oftmals besseren Standorte und höhere Personaldichte ggü No-Name-Discountern aber nicht zu finanzieren. Unterm Strich verschiebt sich also nicht nur der Einkauf zu ALDI oder LIDL sondern auch zu deren  Produkt/Preissegment: Man kauft bei LIDL dann nicht die vermutlich gleich teure Kerrygold-Butter sondern die günstigste dt. Markenbutter…

Somit stehen die REWE-Läden schon jetzt unter einem hohen Rendite-Druck, denn sie haben höhere Fixkosten, höhere Personalkosten und ein breiteres, aufwendigeres Sortiment mit geringerem Stückumsatz.

Und jetzt kommt Amazon ins Spiel: Für den Vertrieb von verderblichen Gütern, also bspw Lebensmitteln, braucht man eine gute Logistik. Aber auch die gesamte Infrastruktur was Vertrieb/Website/Support/Payment angeht. Das alles hat Amazon. Amazon hat mittlerweile auch viele dezentrale Standorte in Deutschland und die schon angesprochene Kompetenz in der Automatisierung von Versandlagern.

Amazon wird vermutlich gerade die restlichen Grundlagen schaffen um verderbliche Güter zu vertreiben und womöglich auch in einen eigenen Zustelldienst investieren, oder eine Kooperation eingehen.

Amazon kann dann alle Produkte liefern: Discounter-Preisklasse oder Markenartikel aus dem höherpreisigen Segment. Amazon muss weder teure Ladenlokale in Städten betreiben noch Kassenpersonal bezahlen: Es reichen die üblichen Versandmitarbeiter und Zusteller. Die sind viel günstiger als tariflich bezahlte Mitarbeiter im Lebensmittel-Einzelhandel.

Dank der großen Kundenbasis, dem Kundenvertrauen und exzellenten Kundenservice-Image und der Allgegenwärtigkeit („Alles bei Amazon“) wird es Amazon auch recht einfach haben, die Millionen Kunden, die bereits Amazon persönlich bekannt sind(!), für diesen neuen Dienst zu gewinnen. Kombinationen mit anderen Produkten, „Dauerlieferaufträge“, Rabattmodelle, Quersubventionierungen etc. — alles ist möglich.

REWE hat nichts. Keine große Zahl an persönlich bekannten Kunden, keine auch annähernd vergleichbare E-Commerce-Kompetenz. Keine vergleichbare Zustellkompetenz. Und dazu das auf absehbare Zeit sterbende Ladengeschäfts-Segment am Bein.

Die Hütte brennt lichterloh, egal ob Amazon dieses oder nächstes Jahr einsteigt oder später. Mich würde es auch nicht überraschen, wenn LIDL, ALDI oder sogar Zalando/Samwers hier noch etwas versuchen aufzubauen (ggf. zusammen mit DHL).

Wer nicht online bestellt oder aufs Geld achten muss, der kauft dann eben beim Discounter. Zu REWE-Geschäften geht man dann nur noch im Notfall oder mangels Alternativen. Das wird nicht ausreichen um diese Läden in 5-10 Jahren noch profitabel betreiben zu können.

Der REWE-Chef hat mit seiner Äusserung „Wir haben ein kleines Silicon Valley bei uns gegründet“ jedenfalls schon bewiesen, dass er der falsche Mann ist und der Laden die letzten 15 Jahre verpennt hat. Leider ist REWE keine börsennotierte Unternehmung, auf deren Untergang man mit Derivaten wetten könnte.

So bleibt also nichts weiter für mich, als in ein paar Jahren, wenn REWE die Flügel angelegt hat oder zumindest filetiert und notverkauft wird, auf diesen Blogpost hinzuweisen.

Aber das trage ich mit Fassung 🙂

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu