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ISDN über Alles und das Deutsche Gejammere 2019

Dem Deutschen Michel ist nichts mehr zuzumuten, insbesondere Veränderung und Fortschritt werden zur Zeit laufend als Gefahr für die Gesellschaft wahrgenommen und insbesondere von den öffentlich-rechtlichen Medien mit ihrem knapp 9 Milliarden Euro Jahresbudget, gerne dargestellt.

So schafft man ein kollektives Gejammere, dass dann wieder von den ewig gestrigen SED und AfD-Verrätern unserer Demokratie und unseres Wirtschaftssystems dankend im Wahlkampf populistisch aufgegriffen und letztlich unser Land in den Abgrund reissen werden.

So werden täglich harmlose E-Scooter als Gefahr für alle und jeden bezeichnet, die Tonnen an falschparkenden, gemeingefährlich bewegten Autos und LKWs hingegen verschwiegen. Die waren ja schon immer da, haben schon immer Fußgänger, Radfahrer und andere totgefahren, deshalb sind die E-Scooter schlimm!

Auch wären E-Scooter nicht die Erlösung vom Klimawandel und daher auch total schlecht. Diesel-Stinker-Betrüger und andere Umwelt-Belastende waren immer schon dar, hier wird nichts in Frage gestellt. Aber die E-Scooter sind ein Werk des Teufels, fast so wie ein Tesla E-Auto.

Geht es noch blöder? Ja!

Auch die Telekommunikationstechnik entwickelt sich immer weiter, leitungsvermittelte Dienste sind quasi eine Rarität bzw. werden technisch nur noch simuliert, gewonnen hat die paketvermittelte Übertragung, meistens in Form des TCP/IP-Protokolls des Internets. Dies gilt auch seit Jahren für das Telefonnetz in Deutschland. Vermeintliche analoge Anschlüsse werden auf Netzbetreiber-Seite am erstbesten Punkt digitalisiert (VoIP) und dann weiterübertragen. Die Mehrheit ist bereits vollständig auf Voice-over-IP umgesteltl, d.h. die Ausführung als „analoges Telefon“ findet nur noch an der heimischen Fritzbox oder einem anderen Endgerät statt.

Während der primitive analoge Standard allerdings quasi weltumspannend genutzt wurde und wird, hat sich der von der Bundespost ab den 1970er vorangetriebene ISDN-Standard auch in Deutschland nie stark verbreitet. Es waren besondere Endgeräte notwendig und die durch den volldigitalen Anschluss realisierbare Bandbreite war nur im letzten Jahrhundert von Vorteil.

Spätestens mit der Verbreitung von ADSL war auch ISDN technologisch am Ende und der Vertrieb brach ein. Der massive Wechsel zum Sprach-Mobilfunk tat sein übriges.

Sonderlösungen sind aber teuer, insbesondere wenn sie eine relative Insellösung darstellen, es keine Ersatzteile auf Netzseite mehr gibt und bereits bessere Technologien seit fast 20 Jahren am Markt sind.

Aber das hindert gewisse Journalisten, namentlich Peter Welchering, nicht daran, sich aus den 82mio Deutschen Leute zu suchen, die bei einer baldigen ISDN-Abschaltung einen (kleinen) Nachteil erleiden müssen. Der Aufschrei ist groß, man würde Menschen in die 1970er Jahre zurückkatapultieren, ausgrenzen und was auch immer.

Konkret geht es um einen Förster, der in einem Abgelegenen Teil einer Gemeinde im Nordschwarzwald wohnt, ca 5.5km neben der Hornisgrinde, dem höchsten Berg des Nordschwarzwaldes und gleichzeitig einer der größten Sendeanlagen der Region für DVB, UKW und LTE (SWR, Telekom, Vodafone).

Der besagte Journalist spielte diesen Fall prominent über den Deutschlandfunk aus und später über ZDF.de – wovon es auch auf Twitter eine große Welle schlug.

Es wurde weder auf die absolute Zahl an Betroffenen eingegangen noch an deren spezielle geographischen Situationen sondern ein „allgemeins Problem“ suggeriert, das quasi wieder einmal beweisen würde, wie man ländliche Regionen abhängen würde.

Der besagte Förster wohnt im Dorfteil „Hundsbach“ der Gemeinde Forbach. Im Kern der Gemeinde Forbach gibt es bereits VDSL2 der Telekom, das Thema Breitbandausbau war schon mindesten vor 9 Jahren Thema der Gemeindeverwaltung bzw. des Gemeinderates, wie man über eine Recherche auf der Website nachvollziehen kann.

Statt sich also entweder bei der lokalen Bürgermeisterin zu beklagen, die Milliardenförderungen des Bundes nicht weiter abzurufen für einen weiteren VDSL-Ausbau in andere Gemeindeteile oder gar selbst den Bau eines Bürgernetzes (siehe unten) anzustossen, wird die Jammernummer gefahren.

Woher kennen wir diese Jammernummer? Genau, aus Ostdeutschland. Obwohl mit Milliarden Städte, Dörfer und öffentliche Infrastruktur saniert oder neu gebaut wurde, sind die Leute nicht zufriedenzustellen, wolle weiter noch mehr Geld.

Woher komt das Geld? Aus dem Bundeshaushalt. Von uns Steuerzahlern! 2019 ist spätestens das Jahr, bei dem wirklich jedes Medium dem Populismus verfallen ist und einzig die Interessen verbreitet, für die „am lautesten geschrien“ wird.

Der Förster zB geniesst billigsten Wohnraum, hat sogar Kohle um Ferienhäuser zu betreiben. Immerhin ist es eine Skiregion und ein Naturpark. Er muss nicht die Diesel-Abgase, den Lärm und die anderen Nachteile eine Großstadt ertragen, so wie z.B. ich es in München muss – zu extremen Immobilienpreisen.

Und trotzdem – oder gerade deshalb – wird das Maul aufgerissen. Jeder möchte den Staat plündern und so besser dastehen, weil keiner mehr willens oder in der Lage zu sein scheint, durch Intellekt, Arbeit, Fleiß und Fortschritt seine Situation zu verbessern. Auch wegen der Regulierung.

Beispiel:

Der Förster wohnt 5.5km neben der Hornisgrinde-Sendeanlage. Laut einem gratis Funkstreckenplanungs-Tool des US-Anbieters Ubiquiti ist zwar keine direkte Funkstrecke möglich, aber ein Umsetzer würde hier bereits ausreichen um mit wenigen hundert Euro Hardware-Kosten eine Funkstrecke mit ca 200-500Mbit/s realisieren zu können. Dazu kommen natürlich der Uplink an der Hornisgrinde, der Kauf und das Aufstellen passender Masten – und die erforderlichen Genehmigungen.

Während Wireless-ISPs es weltweit in ländlichen Gegenden sehr einfach haben müssen in Deutschland sowohl die Aufstellung der Masten als auch der Betrieb genehmigt werden UND es fallen laufende Kosten der Bundesnetzagentur von einigen hundert Euro pro Jahr an.

Vermutlich scheint auch schon das Buchen eines Uplinks an der Hornisgrinde durch Bürokratie und „machen wir nicht“ zu scheitern, sodass nur eine aufwendigere Funkstrecke zum Kernort bliebe – oder das Verlegen von z.B. eine Glasfaser-Leitung.

Wir sind nicht reich genug, um jedem Hinterwälder gratis einen Glasfaseranschluss zu finanzieren, die Deutsche Telekom AG ist es sicherlich auch nicht. Also müssten die Eigentümer, die „Verursacher“/“Profteure“ bitteschön selbst die Ressourcen auftreiben und *sich selbst* bewegen.

So läuft es auch in den USA. Hier ein Beispiel:

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Aber wäre es wirklich so schlimm bei uns, oder an der Hornisgrinde, die Leute wären sicher schon aktiv geworden, hätten sich zusammengetan und ein Bürgernetz gebaut. Es ist aber so viel bequemer auf „die Telekom“ oder „die Politik“ einzudreschen, statt seinen Hintern zu bewegen.

Wir müssen immun gegen solche Geiselnahmen der Meinung werden – ausser bei wirklichen Notfällen. Der ist hier nicht gegeben, es handelt sich um ein reines Komfortproblem.

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Nachtrag: Wenn wir ISDN/Internet/Breitband mit der Herstellung von Strom aus regenerativen Quellen ersetzen und ca 100 Kilometer weiter südlich schauen: Die Elektrizitätswerke Schönau Genossenschaft hat es so gemacht. Statt nur warten und demonstrieren/jammern hat man selbst die Spaten in die Hand genommen und kann nun die Früchte der harten Arbeit ernten:

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