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Open Source ist mehr als nur Gratis-Software — Doch LiMux ist es bisher nicht.

Großer Jubel brach vor einigen Jahren herein, als sich einige deutsche Kommunen, insbesondere die Landeshauptstadt München, für einen Wechsel von Microsoft Windows zu einer Linux-Umgebung entschieden:

Endlich frei von einem closed-source Monopol, unabhängig von neuen, kostenpflichtigen Versionen und proprietären Formaten!

Doch rückblickend ist das Fazit aus meiner Sicht ernüchternd: Natürlich ist es toll, dass eine Stadt sich überhaupt wagt, aus einer extern gelenkten Monokultur auszusteigen. Insgesamt ist die Entwicklung nur halbherzig gewesen:

Während Microsoft für die, zugegeben sehr hohen Summen, diverse interne Forschungs- und Entwicklungsabteilungen betreibt, tausende bezahlte Entwickler am Bugfixing und an Innovationen arbeiten, so ist das bei der Stadt München nicht der Fall.

Statt einem Privatunternehmen solche Forschung und Entwicklung durch Lizenzkosten zu finanzieren, hat man auf gratis verfügbare Systeme umgestellt, doch wer kümmert sich jetzt um Bugfixing und Weiterentwicklung?

Wie viele Entwickler hat die Stadt München, die an der laufenden Fehlerbehebung und Anpassung der Systeme auf neue Hardware, Protokollle/Standards, Einsatzzwecke mitarbeiten? Niemand? Und wer finanziert dann diesen gemeinwirtschaftlichen Vorgang?

Open Source Entwickler, die teils bezahlt, teils unbezahlt in ihrer Arbeits- oder Freizeit an diesen Dingen arbeiten! Am Linux Kernel, an der ganzen GNU Toolchain, an den ganzen GNU Tools, an den tausenden anderen OpenSource-Tools, an Programmiersprachen ohne „Corporate Sponsor“ (Python, Perl, Ruby, …) — Diese meist unbekannten Helden haben LiMux erst ermöglicht, haben dafür aber keinen Cent und keinen Patch gesehen!

Würde die Stadt hier das zurückgeben, was sie sich aus der OpenSource-Welt nimmt, hätte sie dafür mindestens ein halbes Dutzend Entwickler anstellen müssen. Das wäre sehr teuer – und ist nicht erfolgt.

LiMux, so der Name des städtischen Projekts, hat meines Wissens seit Bestehen keinerlei signifikanten Patches oder Features an eine Linux-Distribution oder ein Open Source-Projekt geliefert (upstream contribution), bis auf einen einzigen OpenOffice/LibreOffice-Formulargenerator keinerlei Projekte unter Open Source-Lizenz veröffentlicht. Es floss also fast nichts zurück in die Open Source Welt.

Man wollte Geld sparen und hat dies auch. Das ist eine Leistung. Aber Ziele wie

  • Weiterentwicklung von Open Source
  • Einbeziehung von regionalen Unternehmen
  • Ansiedelung von Open Source-Kompetenz in München

sind nicht erfolgt. Solange andere Unternehmen oder Menschen bereit sind, ihre Mittel in eine Weiterentwicklung von Linux und der eingesetzten Software zu stecken, so lange kann die Stadt davon profitieren. Das war und ist schlicht eine betriebswirtschaftliche Entscheidung, kein Bekenntnis für Open Source Software. Linux/OSS-Fanboys sollten das realisieren und bitte selbst den positiven Impact von LiMux auf die Open Source Welt verfolgen — ich konnte nichts finden und eine direkte Anfrage an LiMux blieb auch nach Monaten unbeantwortet.

Jedem Nutzer von Open Source soll und muss klar sein, dass von nichts, nichts kommt. Interesse müssen ausgeglichen werden, Projekte müssen unterstützt werden. Diese Kultur des Tausches und der Unterstützung durch Fehlerbehebungen und Weiterentwicklungen ist elementarer Teil der heutigen Software-Welt, auf der Plattform GitHub kann man dies millionenfach nachvollziehen.

Die Stadt München bzw das LiMux-Projekt sind hier natürlich nicht vertreten…

Ein Kommentar

  1. […] In meinem Blogpost, welcher die Open Source-Aktivität der Landeshauptstadt München kritisiert, hab…: Es reicht einfach nicht, eine closed source software/black box durch eine Open Source-Lösung zu ersetzen. Um Sicherheit zu erhalten, muss ich zumindest in der Lage sein, weite Teile des Quellcodes zu auditieren/überprüfen und auch Upstream-Änderungen zu überblicken. […]

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