Die ersten Model 3-Auslieferungen fanden bereits in den Niederlanden statt, heute soll es in Deutschland losgehen. Erste Nutzer testen ihr neues Fahrzeug bereits auf deutschen Autobahnen, laden mit 117kW an Ionity-CCS2-Schnellladern.
Und noch immer gibt es keine lieferbaren Fahrzeuge deutsche Hersteller, die auch nur annährend an die Specs des Model 3, Model X oder Model S herankommen. Vorabtester des Audi E-Tron sind noch immer per Sperrfrist daran gebunden, keine Details über die Leistung und Reichweiten zu veröffentlichen. Leaks sprechen von einem Energieverbrauch von über 300 Wattstunden pro Kilometer oder 30kWh pro 100km – das Model 3 liegt mit deutlich unter 200/20kWh deutlich darunter. Selbst das Model X ist bei deutlich mehr Leistung nicht viel „durstiger“.
Sollte also nicht irgend ein Rückruf oder Serienfehler auftreten, sollte sich jetzt relativ schnell herumsprechen, wie kompetitiv das Model 3 wirklich ist und die Nachfrage weiter antreiben.
Wie es jetzt weitergeht?
Service-Ausbau
Tesla muss unbedingt massiv in Service-Center und mobilen Service investieren um die massiv steigende Kundenzahl versorgen und zwangsläufig auftretende Fahrzeugprobleme rasch beheben zu können. Gerade in Norwegen ist die Situation noch immer katastrophal: Wartezeiten von 3 Monaten auf eine Inspektion, danach 40 Tage Werkstattaufenthalt – das alles ist dort Alltag, weil Personal und Infrastruktur dort hoffnungslos überfordert sind.
Im ersten Schritt hat Tesla nun auch in Deutschland mobile Techniker mit eigens dafür umgebauten Model S ausgebildet, die kleinere Garantie- und Wartungsarbeiten direkt beim Kunden durchführen. Auf YouTube gibt es hierzu schöne Videos von Alex und von Ove – wollen wir hoffen, dass sich damit die Situation entspannt und Kunden viel Freude mit ihren Fahrzeugen haben!
Weitere Service-Center-Standorte sind geplant und müsse ASAP eröffnet werden.
Referral-Programm beendet.
Ein weitere Problem könnte die Einstellung des Referral-Programmes werden, durch das einige Leute zu kostenlosen Fahrzeugen (Model Xgekommen sind oder diese gratis erhalten werden (Next gen Roadster) . Auf den ersten Blick war das ziemlich teuer für Tesla, andererseits wurde dafür auch viel hochwertiger Content auf YouTube und anderen Plattformen erstellt, die Tesla viel Reichweite beschert haben..
Zudem bildete sich aus dem Empfehlungsprogramm auch eine Art „Onboarding-Community“, d.h. Interessierte wurden z.B. durch YouTube informiert und zu Käufern, kannten die technischen Details und Best Practices daher auch schon bei Übernahme des Fahrzeuges. Weiterhin gibt es viele regionale Tesla-Clubs, die ebenfalls einen Wissensaustausch mit „Neumitgliedern“ pflegen.
So wurden z.B. auch einige Workarounds für Unschönheiten oder Firmware-Bugs darüber verbreitet und haben Tesla sicher viel Geld gespart (statt vieler Kundenanfragen, Reklamationen oder schlimmerem).
Nachdem das Programm jetzt eingestellt worden ist, fehlt natürlich vielen Besitzern das Incentive, weiterhin Interessierte über Vor- und Nachteile aufzuklären und dann nach einer Kaufentscheidung/Fahrzeugübernahme für Fragen bereitzustehen.
Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, die Prämien des Programmes wieder auf ein normales Maß zurückzuführen (statt 250.000€ Autos zu „verschenken“) und weiterzuführen. Ob Store-Credits (Guthabenprämien für Service oder Zubehör) oder Fan-Shop-Produkte – es wäre durchaus günstiger möglich gewesen und Tesla hätte es nicht einfach komplett einstampfen müssen. Schade.
Supercharger-Umrüstung
Ein weiteres Problem in Europa dürfte die Umrüstung auf CCS sein. Das Model 3 ist in Europa glücklicherweise also doch mit CCS ausgestatt und viele Supercharger sind teilweise mit CCS-Kabeln nachgerüstet worden. Soweit ich bisher gesehen habe, werden aber nur einzelne Ladepunkte (Stalls) umgerüstet, nicht ganze Standorte.
Mit der steigenden Model3-Zahl wird auch hier der Druck steigen, alle Stalls umzurüsten und gleichzeitig wird irgendwann auch der Punkt kommen, wo Tesla das bisher genutzte Typ2-DC-Verfahren einstellen wird. Hierzu wurde Besitzern von Model S und Model X-Fahrzeugen ein Adapter versprochen (oder eine Umrüstung?), der meines Wissen aber bis heute noch nicht erhältlich ist.
Hier muss Tesla auf das Timing achten um die Umstellung möglichst behutsam und ohne zu viel Enttäuschungen vorzunehmen.
Autopilot-Nutzung
Zum Schluss noch eine Bitte an alle Model 3 Besitzer: Bitte benutzt den Autopiloten in seiner dafür vorgesehenen Form als Assistenzsystem und nicht als Fahrer-Ersatz. Werdet nicht leichtsinnig und lasst auch damit an den Baum fahren! Zeigt Verantwortungsbewusstsein und verhindert schlechte Presse, weil Ihr z.B. bewusst ein System missbraucht und damit ums Leben gekommen seid.