Natenom (Andreas) aus Pforzheim kannte ich seit einigen Jahren von Twitter und Mastodon. Er lebte in einem ländlichen Ortsteil Pforzheims und dokumentierte die schlechte Fahrrad-Infrastruktur aber auch das aggressive, regelwidrige Verhalten der Autofahrenden, die ihn regelmäßig zu eng überholten oder anderweitig gefährdeten. Oft musste ich beim Ansehen seiner Videos schlucken, weil es so knapp war. Er sagte, es gäbe keine Alternativroute.
Am 29.01.2024 wurde er am Abend von einem 77 Jährigen Autofahrer überfahren. Nicht beim Überholen, sondern einfach von hinten voll drauf. Noch an der Unfallstelle starb Natenom. Mit 43 Jahren.
Am 11.02.2024 bin ich mit Zug und Rad nach Pforzheim gefahren um an einer Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Nach Redebeiträgen sind wir, über 500 Radfahrende, den Weg von Pforzheim zur Unfallstelle in Neuhausen-Schellbronn hinter der Stadtgrenze Pforzheims.
Es gab keinen anderen Weg. Wer dort wohnt, wie Natenom es tat, musste auf der Fahrspur/Straße fahren. Bereits ab Pforzheim gibt es nur unbefestigte Waldwege, die nur bei Trockenheit mit einem Mountainbike zu befahren sind. Nicht jedoch zum Pendeln im Alltag.
Am Unfallort gibt es eine desolaten asphaltierten Waldweg, der aber nicht als Radweg geeignet ist und deshalb auch nicht (mehr) ausgeschildert ist. Die Straße, der Unglücksort, ist hingegen frisch asphaltiert. Eine perfekte Raserstrecke. Keine nennenswerte Kurve, großer Abstand zum Wald auf beiden Seiten. Dafür war Geld da. Wie man hier einen Radfahrenden mit Licht und Warnweste übersehen konnte, ist für mich nicht erklärbar. Für deutlichere Worte fehlen mir die Beweise.
Natenom schrieb auf seiner Website darüber, wie hasserfüllt Autofahrende sich ihm gegenüber verhalten haben. Und das blieb auch uns nicht espart. Mehrere beleidigende Kommentare habe ich von wartenden Autofahrenden hören müssen. Selbst bei der Pforzheimer Zeitung gingen hasserfüllte Leserbriefe ein. Was bringt Menschen dazu?