FTTH-Anschlüsse sind in Deutschland nur in äusserst geringer Zahl vorhanden weil sich ein flächendeckender Ausbau für Privatkunden nicht lohnt: Eine Refinanzierung würde massiv steigende monatliche Umsätze erfordern. Hingegen sind große Wirtschaftszentren für Unternehmenskunden bereits bestens erschlossen bzw mit vergleichsweise geringen Ausbaukosten erschliessbar (Metronetze in Großsstädten etc.) und das Preisniveau für alle beteiligten zumutbar.
Wie könnte man als Telko jetzt trotzdem innovativ sein, ohne die Milliarden für flächendeckendes FTTH aufzubringen oder lahme, subventionierte Vectoring-Konzepte auf Basis von FTTC zu realisieren?
Wer braucht eigentlich hohe symmetrische Bandbreiten und ist nicht in unmittelbarer Versorgungsnähe? Vermutlich KMU und Kleinunternehmen/Startups. Gerade letztere verfügen üblicherweise nicht über die Mittel zur Eigenfinanzierung einer optischen Anbindung, gehen schnell wieder ein oder verlegen ihren Sitz nach z.B. Berlin und werden zu Erfolgsstories, an denen kein deutscher Telko mehr einen Cent verdient – weil die Kohle zu AWS oder Level3 geht.
Hier könnten TK-Unternehmen ein innovatives Finanzierungskonzept anbieten und somit mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Startups oder KMU bewerben sich mit der erforderlichen Bandbreite und einem Businessplan bei „Fibre VC/Incubator“. „Fibre VC“ beurteilt das Potential und die zu erwartenden Ausbau- und Betriebskosten und, sofern die Zahlen passen, baut das Netz bis zum Unternehmen aus und sponsort die Betriebskosten für 2-5 Jahre. Im Gegenzug gibt es entweder eine Beteiligung am Unternehmen oder eine andere lohnende Zusammenarbeit mit dem Telko. Man baut sich so den Kontakt zu innovativen Startups auf und kann sich bereits früh daran beteiligen, quasi als Unternehmens-Inkubator.
Ein weiterer Effekt: Die Erschliessung eines Kunden auf dem Land bringt zwangsläufig auch Vorteile für die örtliche Versorgung mit sich, d.h. es werden Kapazitäten geschaffen um auch andere Unternehmen und dort lebende Privatkunden mittelfristig schnellere Anschlüsse zu liefern, sei es auch nur FTTC mit Vectoring-VDSL.
Weiterhin bindet man die Unternehnmen auch längerfristig an den Telko, was bei Startups in Ballungszentren nicht möglich ist. Dort herrscht Konkurrenz und somit nur ein geringer Spielraum um Geld für Investitionen in die Hand zu nehmen.
Zusammenfassung:
FTTO (Office) Inkubator/VC:
+ Businesspläne und regionale Startups auf dem Tablett
+ Bindung der Startups an den Telko, d.h. Schaffung von regionalen Gründer-Clustern
+ überschaubares Finanzierungsbudget für Erschliessung ausgesuchter ländlicher Standorte notwendig
+ Stärkung der digitalen, dezentralen Innovationskraft Deutschlands / Gründergeist / Unternehmertums / Leuchtturmprojekte.
+ Ggf. EU/KfW-Subventionen/Kredite für Gründungen einkalkulierbar
+ Co-Nutzung der geschaffenen Infrastruktur für das normale Retail-Geschäft
+ lokale Unternehmen bringen am Unternehmenssitz Gewerbesteuer-Einnahmen die Gemeinden dann in den Ausbau von FTTH re-investieren können.
[…] sein soll, wer den Ausbau und Betrieb bezahlen und wer die Netze später besitzen soll. Ich habe darüber schon mehrfach gebloggt, aber Spiegel Online schafft es, dass ich nochmals darüber schreiben […]