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Der qualitative Untergang von Spiegel Online

Spiegel Online (SPON) war unverkennbar das journalistische Leitmedium im deutschsprachigen Web. Sehr früh gestartet, gehört es bis heute zu den populärsten deutschsprachigen Websites und Anlaufstelle für journalistische Berichterstattung. In Zeiten wachsender Konkurrenz, geringerer Werbeerlöse und allgemeiner Medienkritik hat sich SPON jedoch nicht für eine besonders tiefgründige Berichterstattung entschieden, sondern verfolgt in allen Bereichen eine durch Buzzfeed und Bild geprägte, reisserische Berichterstattung.

Hier ein paar Beispiele:

„Todesflieger 737 Max“

Vor einigen Wochen kam es in Indonesien zu einem Flugzeugunglück einer relativ neuen Boeing 737 Max. Über 240 Maschinen des Typs sind bereits im Einsatz und basieren auf dem erfolgreichen und sicheren Vorläufer 737 – als bereits vierte Generation der 737. Abstürze sind tragisch aber solange die Ursache nicht geklärt ist, kann unmöglich eine Serie erfolgreicher Flugzeuge als „Todesflieger“ bezeichnet werden. Das ist billiger Clickbait und eine populistische Überspitzung.

CDU macht Deutschland zu einem Technologiestandort zweiter Klasse

Insbesondere die Linken haben es sich lautstark zur Aufgabe gemacht, „schnelles Internet“ als Grundrecht zu fordern. Dabei wird gezielt verschwiegen, was „schnelles Internet“ sein soll, wer den Ausbau und Betrieb bezahlen und wer die Netze später besitzen soll. Ich habe darüber schon mehrfach gebloggt, aber Spiegel Online schafft es, dass ich nochmals darüber schreiben muss:

Nun halten wir mal fest, dass 5G nicht ein einfaches Upgrade zu vorhergehenden Funknetz-Standards ist: Es müssen andere Frequenzen genutzt werden und die Modulation erfordert ein engmaschigeres Netz, d.h. die Anzahl an Basisstationen muss für 5G massiv ausgebaut werden und ist nicht mit den Standorten der LTE-Basisstationen identisch. Weiterhin wird auch 5G kein Ersatz für eine schnelle, ausbaufähige Anbindung von Unternehmen und Wohnungen sein, allenfalls für mobile Geräte und Nutzung eine Rolle spielen (Mit der Ausnahme, dass man mit Mikro-Base-Stations an Straßenlaternen unter Umständen den (langsamen) Kupferkabel-Hausanschluss obsolet machen könnte).

Wer heute kein „schnelles Internet“ hat, wird auch durch 5G kein „schnelles Internet“ bekommen, weil die Ausbaukosten für eine 100% Flächenabdeckung noch höher sein würden, als bei 4G oder 3G. 5G wird von zwei Gruppen auf die Agenda gesetzt, einerseits vom chinesischen Netzausrüster Huawei, den die USA als Spionage-Vehikel des chinesischen Geheimdienstes sehen, andererseits von der deutschen Automobilindustrie.

Autonome Fahrzeuge müssen jedoch selbstständig ohne „backend“ in der Lage sein, ein Fahrzeug zu navigieren, allenfalls akute Änderungen (Umleitungen, Unfälle…) oder allgemeine Software-Updates sind per Funknetz sinnvoll. Updates während der Fahrt einzuspielen dürfen ausgeschlossen sein, weshalb also Fahrzeuge dort angebunden werden müssen, wo sie lange stehen. Ähnlich wie bei der bevorzugten Übernacht-Ladung von Elektroautos sollte auch hier ein heimisches WiFi-Netz die Anbindung kostengünstig und providerneutral sicherstellen. Ein teures 5G-Netz dafür auszubauen zeugt von technologischer und wirtschaftlicher Inkompetenz.

Spiegel Online lässt sich hier vor den Lobby-Karren sperren, legitimiert durch den „feel good“-Sozialismus (und opportunem CDU-Bashing), der kostenlos alles für alle fordert ohne sich Gedanken über Nutzen und Finanzierung zu machen.

Letztlicht profitieren von schnellen IP-Netzen primär US-Tech-Unternehmen, die tolle Produkte bereitstellen aber hier so gut wie keine Steuern zahlen. Dass aus Deutschlands keine tollen Produkte hervorkommen, liegt auch an der Unwilligkeit der Masse, sich endlich mal die Grundlagen der Programmierung beizubringen und den Abbau von Bürokratie zu beginnen. Im Gegenteil: Programmierung wird als Commodity gesehen und Bürokratie als Standortvorteil. Wie sonst ist es zu erklären, dass jemand freiwillig bei Spiegel Online als Redakteur arbeitet, wenn die Person mit etwas JavaScript-Training locker das doppelte verdienen könnte? Am Intellekt liegt es garantiert nicht, es ist schlicht die deutsche Wohlstandskrankheit an dem unser Technologiestandort zugrunde gehen wird: Alle wollen alles haben, keiner will dafür etwas tun.

Fake-Auto-Journalismus

Seit Jahren kaufen u.a. Spiegel Online „redaktionelle Beiträge“ im Bereich „Automobiljournalismus“ von ein und demselben Redaktionsbüro ein oder erhält diese „sehr günstig“. Dahinter steckt immer ein und derselben Redakteur, der sich von der Autoindustrie zu Reisen, Probefahrten und anderen Incentives einladen lässt und dann unter diversen Pseudonymen Artikel abliefert. Man könnte also sagen, es sei versteckte Schleichwerbung, allerdings wird sich Spiegel Online damit rausreden, dass „Tom Grünweg“ (ein Pseudonym/Fake Name) nicht angestellt sei und man diesbezüglich nichts unternehmen könnte.

Ausgerechnet das zur Handelsblatt-Gruppe gehörende „Meedia“ hat bereits 2012 das ganze aufgedeckt, es ist keine Verschwörung sondern eine Tatsache. Geändert hat sich bis heute nichts.

Die Journalismus-Kloake Bento

Vermutlich um die eh schon geringen Qualitätsstandards von SPON nicht weiter zu unterlaufen, werden seit einigen Jahren besonders schlechte, oberflächliche, clickbait-orientierte Artikel für „junge Leute“ unter dem Vertical „bento“ veröffentlich. Natürlich trotzdem integriert in Spiegel Online und auf der Homepage geteasert. Üblicherweise werden gerne Sex-Artikel promoted, insbesondere zum Monatsende oder zugespitzte linksgrüne Empörungsartikel. So wie rechte Medien hinter jedem sexuellen Übergriff einen Ausländer sehen wollen, so wird hier hinter jedem Baum ein Kapitalist oder ein 666 Mann beim Sexismus gesehen. Man bedient hier also bewusst „die andere Seite des Hufeisens“ durch gezielte Suggestion. Hier zum Beispiel geht es eigentlich überhaupt nicht um ökologisch erzeugte Lebensmittel, sondern um den Kampf gegen „Großkonzerne“. Um den Clickbait zu intensivieren, wird auch mit einer einfachen Liste geworben: „Fünf Produkte, hinter denen“… – Buzzfeed lässt grüßen.

 

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