Wer auf typisch schweizerische Produkte nicht verzichten mag, hat es in Deutschland ziemlich schwer: Nach dem Rückzug der Migros-Geschäfte aus Baden-Württemberg bleibt meines Wissens nur noch der Migros Online-Shop übrig. Regelmäßig bestelle ich dort Schümli-Kaffee, Schokostengeli, Nusstengeli, Rösti, Nudeln oder den besten Fertig-Kartoffelbrei (meint auch die Stiftung Warentest).
Der Online-Shop ist ziemlich rudimentär, insbesondere habe ich folgende Anregungen:
1. Versandmitteilung und Tracking-Information
Aktuell erfährt man nach der Bezahlung nichts mehr über den Verlauf der Bestellung. Manchmal kommt eine Sendung schon am nächsten Tag, manchmal dauert es länger. Es wäre sehr schön, wenn man eine Versandinformation inklusive Sendungsverfolgungsnummer erhalten würde.
2. Produkte und Verfügbarkeiten
Viele Produkte sind nur zeitlich beschränkt erhältlich, bspw. wegen MHD oder saisonalen Produkten. Leider fliegen diese Artikel immer komplett aus dem Shop, anstatt auf die begrenzte bzw. nicht vorhandene Verfügbarkeit hinzuweisen. So geht Migros viel Google-Traffic und Backlinks verloren, weil Artikel bspw nur 1x im Monat für 3-4 Tage verfügbar sind.
Es leuchtet mir ein, dass nur ein Teil der Produktvielfalt von Migros Schweiz in Deutschland versandfähig sind und nachgefragt werden. Statt hier blind auf Verdacht Produkte einzupflegen oder womöglich in ein Versandlager einzulagern, könnte man eine nachfrageorientierte Beschaffung realisieren: Als angemeldeter Nutzer könnte man sich so für nicht lieferbare Produkte „interessieren“, beispielsweise auf Basis der http://www.migipedia.ch/de/ . Sind ausreichend Interessenten vorhanden, lohnt sich die (zeitlich befristete) Aufnahme ins lieferbare Sortiment und das Risiko für Migros sinkt.
Produkte mit kurzer Haltbarkeit, wie bspw. die typischen Hefezöpfe, sind regelmäßig aber nur zeitlich begrenzt bestellbar. Statt das Produkt komplett aus dem Store zu nehmen, könnte man auf die vorrausslichtlich nächste Lieferbarkeit hinweisen („vrsl. wieder in Kalenderwoche X/ab 1.2.2014 lieferbar“) zusammen mit einer Erinnerungsfunktion per Mail.
3. Personalisierte Mail
Aktuell gibt es meines Wissens zwei Newsletterarten bei denen entweder Aktionsangebote und/oder Gutscheine angeboten werden. Die Zahl der beworbenen Produkte hält sich aber in Grenzen, man muss immer schauen „was denn grade noch lieferbar ist“ um es mitzubestellen. Der Kauf-Trigger liegt also einzig bei den im Newsletter beworbenen Produkt und der nachgelagerten Neugier zur Kombinationsbestellung. Wie oben schon angesprochen, wäre auch hier eine individuelle Benachrichtigung über wieder lieferbare Produkte hilfreicher.
4. Preise
Bei den Preisen dürfte eigentlich klar sein, dass wegen der Produkte und nicht wegen der Preise bestellt wird. Trotzdem wird regelmäßig mit sehr aggressiven „Prozenten“ geworben. Wahrscheinlich hängt dies mit dem Volumen und der Lagerkapazität ab: Man wird aus der Schweiz eine Palette Kaffee beziehen und diese dann abverkaufen. Je nach Umsatz und verbleibender Haltbarkeit wird man dann den Preis senken.
So kostet das Kilo Schümli-Kaffee abwechselnd 13,50€ oder 9.99€ etc. — Statt Kontinuität muss man sich als Kunde also immer schlau anstellen oder man zahlt deutlich, also fast 50% mehr.
Andererseits gibt es auch immer wieder Fälle, wo Artikel schlicht verramscht werden. Das mag zwar zu einem Listing auf Mydealz etc. und einer gewissen Bestellzahl führen, schmälert aber die wahrgenommene Wertigkeit und wird der Exklusivität der Produkte t (= Verfügbarkeit in Deutschland) nicht gerecht.
5. Kontinuität
In 2013 gab es mindestens 1x im Monat einen Gutschein für Newsletter-Abonnenten, der eine Versandkostenfreie Bestellung ab 20€ Bestellwert ermöglicht hat und für einige Tage gültig war. In 2014 sieht es bisher so aus, dass die Gutscheine zwar einen Wert von 7€ haben, aber nur einen Tag gelten (Sonntag) und einen Mindestbestellwert von 30€ erfordern. Das ist aus Anbietersicht nachvollziehbar.
Trotzdem haben beide Modelle ein Problem mit Bestandskunden: Wer sich an die Migros-Produkte gewöhnt, bestellt vermutlich irgendwann auch wieder. Hier könnte man als Anbieter ansetzen: Amazon bietet Abos für Verbrauchsprodukte an, bspw. Zahnbürsten oä, und verschickt diese automatisch. Das halte ich bei Lebensmitteln für nicht sinnvoll. Aber man könnte jedem Kunden pro Monat einen personalisierten Gutschein für eine versandkostenfreie Bestellung ab einem Bestellwert von 30€…50€ per Mail zukommen lassen.
Auch hier würden Bestandskunden aktiviert und zu einer Folgebestellung animiert, jedoch ohne das enge Zeitfenster und ohne das schlechte Gefühl, vermutlich eine günstige Aktion verpasst zu haben und jetzt sehr viel mehr zahlen zu müssen.
Das ist meines Erachtens das grundsätzliche Problem bei Gutscheinen: Kommen sie zu häufig vor, so wird man darauf trainiert, nicht mehr ohne Gutschein zu bestellen. Stellt man als Anbieter diese „Subvention“ ab, bricht der Umsatz ein. Manche Anbieter beschränken Gutscheine auf Neukunden, was aber die Bestandskunden benachteiligt. Ein abgesenkter Mindestbestellwert für Bestandskunden würde dies m.E. ausgleichen.
6. Mindesthaltbarkeit
Ob Restposten oder grundsätzlich kurzer Mindesthaltbarkeitsdauert: Dies war nicht immer ordentlich kommuniziert. In den letzten Wochen hat sich dies verbessert, m.E. sollte aber das MHD jedes Produktes angegeben werden, wenn dies 3 Monate unterschreitet. Das ist auch ein Punkt für mich, warum ich nicht „Großbestellungen“ über 75€ vornehme: Warum soll ich 8 Packungen Kaffee kaufen, wenn ich pro Kilogramm so viel bezahle wie für eine Tüte und gleichzeitig das Risiko eines kurzen MHDs eingehe. 8kg Kaffee verbrauche ich bspw nicht in 3 Monaten.
Natürlich könnte man auf Anbieterseite auch auf die Idee kommen, die Versandkosten durch einen Versandpartnerwechsel zu senken. Aber ich kann davon wirklich nur abraten: DHL ist (neben UPS) der beste Paketdienst in Deutschland und mit Packstationen gibt es hier auch einen Wettbewerbsvorteil (wenngleich auch nicht jedes Migros-Paket dort reinpasst und man dann doch wieder zur zentralen Paketausgabefiliale fahren muss…).
Hermes und Co. bieten meiner Erfahrung nach absolut keinen vergleichbaren Service und behandeln das Personal auch noch schlechter.