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Wie Zoll und Post es verkacken

Im Zuge meiner Bestellhäufigkeit in China ist nun die erste Sendung beim Zoll gelandet, obwohl der Warenwert inklusive Versand unter der Freigrenze von 20€ liegt. Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo man dem Zoll die notwendigen Belege/Rechnungen per Mail schicken und dann die Sendung ca. eine Woche später an der Haustüre vom Postzusteller in Empfang nehmen konnte, muss man jetzt die Post schriftlich beauftragen.

Und dafür eine Pauschale in Höhe von 28,50€ entrichten, unabhängig vom Warenwert, einer fälligen Einfuhrumsatzsteuer oder Einfuhrzolls.

Die einzige Alternative wäre das persönliche Erscheinen beim Zoll binnen 7 Kalendertagen ab Versendung der schriftlichen Benachrichtigung, was sich wegen des dazwischenliegenden Wochenendes auf ca. 4-5 Werktage reduziert. Weiterhin ist in die Zollpoststelle in einem Industriegebiet in Garching-Hochbrück gelegen – mit mindestens 1 Stunde ÖPNV-Fahrzeit (je Richtung) aus dem Münchner Zentrum.

Als letzte Option steht „Nichtstun“ zur Wahl: Man lässt die Sendung dort so lange liegen, bis sie nach China zurückgesendet wird und fordert sich über die jeweilige Handelsplattform das Geld zurück. Man bestellt dann einfach nochmal und versucht dann beim nächsten Mal ohne Zollkontrolle davonzukommen. Die Chancen sind sehr gut, glaubt man den vielen Berichten in diversen Foren.

Das ist alles absoluter Bullshit aus folgenden Gründen:

  • dem Staat entgehen die fälligen Zolleinnahmen
  • die Post hat den Aufwand der Benachrichtigung, der Poststelle beim Zoll (Lagerung, Rücksendung, Servicetelefon)
  • die Rücksendung auf dem Luftweg kostet die Post nochmals Geld
  • alle Beteiligten (inkl. Post- und Zollmitarbeitern) haben eine maximal negative Experience

Würden wir nicht in einem Land voller degenerierter Digital-Analphabeten leben, wir hätten längst z.B. eine der folgenden Lösungen:

Option A: Zoll-Account

Man registriert sich vorab beim Zoll online, wird dann über eingehende Sendungen informiert und kann benötigte Unterlagen online einreichen. Über die Online-Funktionen des Personalausweises gibt man eine Vollmacht, die Sendung zu öffnen. Der Zoll öffnet die Sendung dann und filmt den Prozess (maximal 60 Sekunden), die Aufnahme der Öffnung kann man sich dann online für 90 Tage anschauen/runterladen.

Fallen Einfuhr-USt und Zoll an, wird der Betrag digital dem Konto belastet/in Rechnung gestellt. Nach Bezahlung der Rechnung übergibt der Zoll dann dem Zusteller.

Umsatzsteuer und Zölle werden direkt dem Kundenkonto belastet, der Zusteller hat hier nichts mehr zu tun. Ein weiterer Vorteil: Die ganze Abwicklung kann direkt am Eingangszollamt erfolgen und nicht am Zollamt des Zielortes.

Option B: Zoll-Account Light

Im Prinzip die Option A mit dem Unterschied, dass nach einer digitalen Benachrichtigung vom Empfänger per nPA der mit der Abwicklung beauftragte Logistiker selbst gewählt werden kann. Somit könnten sich Startups etablieren, die den Abwicklungsdienst günstiger als für 28,50€ pauschal anbieten und dann auch frei in der digitalen Ausgestaltung des Dienstes sind.

Fazit:

  • Die aktuelle Lösung schadet dem Staat, durch unzureichende Verzollung und unbezahltem Mehraufwand nicht abgewickelter Sendungen
  • Die Post wird mit 28,50€ zwar einzelne Sendungen abkassieren, in der Masse werden die Selbstabholer oder Retouren überwiegen und somit der Post weder Zusatzeinnahmen noch Kundenzufriedenheit liefern
  • Die aktuelle Situation entsprich vollends einem digitalen Dritte-Welt-Land, bei dem kein Mensch in der Lage ist, selbst digitale Systeme zu entwickeln oder zu programmieren. Bedenken und die vollkommene Abhängigkeit von externen Dienstleistern, gepaart mit absurden Anforderungen bei staatlichen Ausschreibungen (Versicherungshöhe, Mitarbeiterzahl, Referenzen) verhindert jeden Fortschritt. Das ist der Krebs, der den Wohlstand Deutschlands in weniger als zwei Generationen vollständig ausradieren wird.

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