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Immobilien, Deutschland, Zukunft

Ein sehr interessantes Video von Jens Raabe, einem Anbieter von Finanzcoaching aus Zwickau, erschien diese Woche auf YouTube: Ein Investor hat im Rahmen einer Zwangsversteigerung ein Mehrparteienhaus in Zwickau erworben und lässt uns an einer Besichtigung teilhaben:

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Wer mich kennt, der hat eventuell mitbekommen, wie ich 2010/11 eine Zeit lang in Berlin bei ZVs nach Wohnungen Ausschau gehalten habe und später im Raum Leipzig. Die Preise waren damals noch in beiden Regionen erschwinglich und für mich war eine Wertsteigerung absehbar. Trotzdem habe ich es nicht getan.

Da ich schon vor einigen Jahren für ein paar Stunden in Zwickau war, sehe ich durchaus auch für Zwickau eine starke Aufwertung in den nächstens Jahren anstehen. Trotzdem hätte ich hier größere Bedenken: Ein Großteil der dortigen Jobs und selbst die Fachhochschule sind vom Automobilbau abhängig, der gerade vor einem der größten Herausforderungen überhaupt steht. Sollte also VW wirklich starke Probleme bekommen mit der Elektrifizierung, dann werden die abseits gelegenen Standorte vermutlich zuerst geschlossnen, also Standorte wie Zwickau, Chemnitz oder Emden.

Demgegenüber stehen die immer härter werdenden Eingriffe in die Bewirtschaftung von Immobilien. Auflagen zur energetischen Sanierung, Mietpreisbremse, die Neuregelung der Grundsteuer — alles hat, wird, oder kann sich zum großen Nachteil des Eigentümers entwickeln, der natürlich sein Investment in das Gebäude in einem überschaubaren Zeitpunkt wieder verdienen möchte.

Dazu gehört das Privileg des steuerfreien Verkaufes nach 10 Jahren oder bei selbstbewohnten Immobilien. Ob uns das die nächsten Jahre noch erhalten bleiben wird? Wo es doch auf Gedeih und Verderb darauf ankommt, die Schwemme an Rentnern bis ans Grab zu finanzieren, während den Jungen immer höhere Renten-, Kranken und Pflegeversicherungsbeiträge aufgebrummt werden?

Den steigenden Immobilienpreisen, den resultierend steigenden Mieten stehen nicht steigende Reallöhne gegenüber, d.h. die Verschuldung der Bevölkerung wird zunehmen, zumindest aber das Vermögen sinken. Daraus resultiert, dass einerseits immer weniger sich „eigene vier Wände“ leisten können, anderseits aber auch eine höhere Mietausfallwahrscheinlichkeit.

Spitz auf Knopf kalkulierte Sanierungsprojekte können daher zu einem größeren Problem werden, sofern man hier mit vollem Einsatz arbeitet (bzw. maximaler Fremdfinanzierung).

Würden wir in unserem Land die Rentner nicht so bevorzugen und endlich auch die Vorzüge der Technik nutzen, wir könnten mit Remote-Working und Smart Delivery-Lösungen unfassbar viele ländliche Gegenden wieder wohnenswert machen. Es gibt nur zwei Dinge zu lösen:

  1. Ein realistisches Einkommen muss auch auf dem Land erzielbar sein, das lässt sich mit Remote-Working/Working from home realisieren. Selbst ein für eine Großstadt durchschnittliches Gehalt reicht in vielen ländlichen Regionen zum Kauf sehr großer Anwesen aus – und auch für deren schrittweise Renovierung. Es muss – wie auch immer – dafür gesorgt werden, dass der Wohnsitz der Remote-Worker nicht zur Gehaltsdiskriminerung herangezogen werden kann. In besonders nachgefragten Bereichen regelt der Markt sich vermutlich von alleine selbst.
  2. Mobilität ist enorm wichtig. Die Zeiten, dass Menschen ein Großteil ihres Einkommens in ein Auto verbrennen, sind vorbei. Ein Auto zu besitzen ist ein wirtschaftlicher Totalschaden, nichts im Leben verliert so schnell an Wert und bringt unkalkulierbare variable Folgekosten mit sich. In Zeiten von Autopilot, Drohnen und „ad-hoc“-Diensten wie Uber, Lyft stellt sich die Frage erneut. Altbekannte Systeme wie Anruf-Sammeltaxi/Anruf-Linientaxi sind absoluter bullshit, weil Fahrten teilweise schon am Vortrag reserviert werden müssen und trotzdem auf wenige „virtuelle“ Verbindungen pro Tag beschränkt sind.

Wie schon in anderen Blogposts geäussert, halte ich Nordhessen für eine vielversprechende Region: Sie liegt in einem „reichen“ westdeutschen Bundesland, es gibt Häuser und Gewerbeobjekte für extrem geringe Summe. Was fehlt sind moderne Mobilitätskonzepte. Warum sperrt man nicht Stundenweise eine Überlandstraße und lässt darauf autonome Peoplemover fahren? Solange bis diese für ein „mixed-use“ reif sind?

Im Nachgang der Deutschen Einheit wurde mit dem Solidariätszuschlag eine massive Umverteilung zum „Wiederaufbau“ Ostdeutschlands eingeführt, der bis heute existiert. Es wurden selbst verlassene Dörfer mit neuen Straßen und Gehwegen versehen, alles richtig hübsch, aber absolut Marktverzerrend.

Es muss daher dringend eine bedarfsorientierte Regelung her, eine zeitlich beschränkte Unterstützung für Regionen, die sich dafür bewerben und vorab die Mittelverwendung erklären müssen. So eine Art „Sonderwirtschaftszonen-Wettbewerb“ wäre zudem wünschenswert um Unternehmen steuerlich und regulativ dort auch entlasten zu können. Es müsste eine Obergrenze geben, die verhindert, dass Konzerne und Großunternehmen im Wechsel der Regionen subventionierte Standorte aufbauen und dann wieder schliessen. Der Fokus muss auf einen nachhaltigen Vermögensaufbau bei Bürgern und kleinen mittelständischen Unternehmen liegen. Beide sind lokal verwurzelt und setzen und kennen die Probleme am besten, sind also auch an einer Lösung dran.

Und auf Freiheit.

In diesen Regionen müssen progressive Dinge umgesetzt werden können. Z.b. Cannabisanbau, 24/7 Ladenöffnungszeiten, o.g. Mobilitätsexperimente im öffentlichen Raum, kostengünstige Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken oä. Dinge, zu denen unser Staat und unsere Europäische Union nicht in der Lage sind. Und ein Großteil der Bürger auch nicht.

Deswegen wird Deutschland veramen und nach dem Untergang der Autoindustrie wird die Europäische Union auch in dieser Form aufhören zu existieren. Ein großartiges Friedensprojekt, an die Wand gefahren in nur einer Generation: Von der ersten Nachkriegsgeneration, die lieber Urlaub auf Mallorca und Konsum schätze, als persönliche Freiheit und Fortschritt zu schaffen. Ihr letzte Tat ist es, Kinder und Enkel über das Schneeball-Sozialsystme zu schröpfen um bis zur Bahre sich ihrer Fehler nicht stellen zu müssen – und genau diese Gruppe wählt reaktionäre SPD und Unionspolitik – und vermutlich auch AfD.

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