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Sind die Leute von der ARD so doof?

Zufällig habe ich vor kurzem den öffentlich zugänglichen Styleguide der ARD gefunden, also dem Gestaltungsleitfaden des Senderverbundes. Wo also ein Logo zu stehen hat, Farbgebung, Anordnung, Beispiele – online, offline, im Programm: Schliesslich lautet das Motto „wir sind eins“ und deshalb muss auch der Style gleichgeschaltet sein.

Unter http://www.ard-design.de/ steht dieses Angebot für jeden frei abrufbar im Internet, schon seit Jahren.

Beim Durchklicken der Beispiele, viel mir die Seite mit dem Briefpapier und Visitenkarten-Vorlagen auf:

Hierbei wurde ich stutzig, weil nicht wie allgemein üblich offensichtliche Test/Beispieldaten verwendet werden, sondern immerhin der Name des Programmdirektors der ARD abgebildet ist. Dieser ist zudem im Impressum als verantwortliche Person in Form des Intendanten angegeben.

Da ich nicht jemand bin, der einfach so irgendwelche Nummern anruft, habe ich Volker Herres auf Twitter angeschrieben, wie auf meinem Account üblich in englischer Sprache:

Schon kurze Zeit später wurde die oben genannte Website verändert und die „Visitenkarten“ entfernt. Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten, ausser das man vermutlich meinen Account bei Twitter denunziert und sperren hat lassen.

Twitter wirft mir hier das „Verbreiten von privaten Informationen“ vor, was nach eigener Richtline aber nicht für öffentlich zugängliche und geschäftliche Kontaktdaten gilt, was in diesem Falle – auch nur sofern die Daten wirklich „korrekt“ waren – der Fall ist.

Vermutlich wird mein Einspruch keinen Erfolg haben, weil der Öffentlich-Rechtliche-Apparat bereits zu viel Macht besitzt und mit seiner eventuell einseitigen Berichterstattung kommerzielle Unternehmen aus dem Ausland töten kann.

Nicht primär durch die direkte Beeinflussung der Zuseher, sondern durch die daraus legitimierte politische Einflussnahme.

Ein Beispiel ist das vom BR mitgetragene „Programm für junge Leute“ namens FUNK. Weil junge Leute keinen öffentlich-rechtlichen Sender mehr schauen, musste das Programm zu den jungen Leuten, also auf YouTube.

YouTube hat (natürlich ganz freiwillig) darauf verzichtet, den Kanal zu monetarisieren, verliert also mit jedem Aufruf der Inhalte Geld durch Server und Bandbreitenkosten.

Aber das sind geringe Opportunitätskosten gegen das, was eine politische Kampagne (oder deren Ergebnis) kosten würde. Wie man beim „Artikel 13“ sehen musste, hat YouTube/Google keine Chance gegen die politische Einflussnahme der „alten Garde“, also Medien-Manager und gut vernetzer Lobbies, die bekannt dafür sind, mit Kanzlerin Merkel eng befreundet zu sein (Springer, Döpfner, Mohn, …).

So gesehen bin ich dankbar über den Vorfall, weil er das bestätigt, was ich bisher vermuten musste, aber eigentlich nicht glauben wollte.

Das Original ist natürlich weiterhin auf Website-Archiven abrufbar, wie z.B. die „Wayback Machine“ des Internet-Archive.

Ich möchte kein schlechter Verlierer sein: Ruft da bitte nicht an und schreibt keine bösen Mails.

Setzt euch politisch moderat dafür ein, dass der Öffentlich-Rechtliche-Rundfunk wieder auf seine Kernkompetenzen zurückgeführt oder zumindest qualitativ wieder besser wird, was auch mit ein paar Milliarden Euro und ein paar Angestellten weniger problemlos möglich wäre.

Jedes erfolgreiche Unternehmen möchte die besten Mitarbeiter und siebt regelmäßig die schlechtesten 1-5% wieder aus – zum Wohle aller. Warum geht das bei der ARD nicht? Ist man erst mal fest angestellt, kann man underperformen bis zur Rente? Ernsthaft?

Und noch ein Schmankerl zum Schluss: Die britische BBC, mit deutlich weniger Einnahmen, verfügt sogar extra über eine Website zur Meldung von Sicherheitslücken oder inhaltlichen Website-Problemen. Es wird eine Antwortzeit von maximal 24 Stunden versprochen und manche Dinge qualifizieren sogar für eine Bug Bounty, also eine Prämie für den Entdecker.

All das sucht man natürlich bei sämtlichen mir bekannten ARD/ZDF/DRadio-Websites und Diensten vergeblich. Und IPv6 können sie in Deutschland auch nicht, was sogar der ORF seit mehreren Jahren schafft. Auch gibt es Tagesschau.de erst seit einigen Monaten per HTTPS. Wo versickern die 9 Milliarden Euro bloß?

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