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StreetScooter und e.Go – Typisch deutsche Subventionsprojekte

Immer mehr Menschen, Unternehmen und Politiker haben erkannt, dass die internationale Konkurrenz in der E-Mobilität bereits deutlich an deutschen Herstellern vorbeigezogen ist: Auf der einen Seite steht Tesla, als hochpreisiges Luxusprodukt, auf der anderen Seite diverse chinesische Betriebe, die unfassbare Kapazitäten aufbauen und von der eigenen Regierung geschützt und gefördert werden.

Damit das deutsche Ego nicht zu arg darunter leiden muss, dass die lokalen Unternehmen technologisch abgehängt wurden, wird oftmals das Startup StreetScooter als „Angriff auf…“ oder „Vorreiter der Elektromobilität“ genannt. Zwei Professoren der RWTH Aachen schraubten auf Basis von Zulieferbauteilen und etwas Eigenentwicklung batteriebetriebene Kastenwägen in Kleinserie.

Die Fahrzeuge sind teuer, haben eine kurze Reichweite und sind ein typisches Orchideen-Projekt, wie es in Deutschland schon einige gab, z.B. das Projekt Hotzenblitz in den 1990ern:

Hinter allen Projekten stehen Gründer, die über große technische Kompetenz verfügen, wirtschaftlich mit den Unternehmen aber regelmäßig voll am Markt vorbei an die nächste Betonwand fahren.

StreetScooter konnte das Schicksal umgehen, weil die Deutsche Post das Startup vollständig übernommen hat, am Markt selbst konnte es nicht bestehen. Ziel der Übernahme war wohl das Hedgen (Absichern) des Zustellrisikos durch Dieselfahrverbote bzw. generelle Fahrverbote in Innenstädten durch eine massiv gestiegene Anzahl von Zustellung (dank E-Commerce bzw Amazon). Aktuell in 2018 scheint es sich aber soweit abzuzeichnen, dass StreetScooter zukünftig von Ford gebaut wird bzw. größtenteils die Plattform von Ford nutzen wirden. Gemessen am dem großen wirtschaftlichen Risiko eines Startups also ein eher schwacher Ausgang ohne einen großen Exit und ohne signifikante Innovationen im Bereich (keine Zellchemieforschung, keine E-Motoren, keine Ladeinfrastruktur oä).

Einer der Gründer, Professor Schuh, hat sich schon früher aus dem Projekt verabschiedet und möchte jetzt einen Elektro-Kleinstwagen bauen. Genu so wie es Hotzenblitz vor 25 Jahren probiert hat. Das Fahrzeug besteht vermutlich wieder aus patentfreien Bauteilen aus der Zuliefererindustrie. Während Prof. Schuh keine Gelegenheit auslässt, Tesla zu kritisieren und selbst Hybridfahrzeuge schönzureden (trotz doppeltem Antriebsstrang bzw. geringerer Effizienz), wird das e.Go-genannte Modell in den Medien als große Innovationsleistung verkauft.

Die Leistungsparameter des e.Go sind vollkommen ausreichend für den städtischen Verkehr und viele Pendler, aber die Menschen sind ja schon jetzt nicht in der Lage, das passende Auto für ihren Bedarf zu beschaffen. Weiterhin wird mit einem günstigen Preis versucht, einen Vorteil für e.Go darzustellen. So hört man etwas von 15.000€ Listenpreis für eine No-Frills-Variante, was in der Tat für einen Neuwagen günstig erscheint.

Trotzdem gibt es am Markt bereits günstige Gebrauchtwagen z.B. die 1. Generation Renault Zoe aus 2013 für unter 10.000€ zzgl Akkumiete. Die Akkumiete garantiert aber auch ein definierte Akkuleistung nach 5 Jahren bzw. gratis Tausch, falls der Akku nicht mehr in Ordnung sein sollte.

Nun stellt sich die Frage: Kann ein deutsches Startup ohne Erfahrung in der Massenproduktion ein Produkt bauen, dass qualitativ einem 5 Jahre alten französischen Serienfahrzeug entspricht? Tesla ist jetzt 10 Jahre am Markt und hat noch immer mit der Automatisierung zu kämpfen, obwohl die gleichen Roboter und die gleichen Automatisierungszulieferer für Tesla arbeiten, wie zuvor auch schon für andere bekannte Autobauer.

Die nominale Reichweite ist im selben Rahmen oder gar darunter, technologische Spielereien oder sinnvolle Extras fehlen bei beiden Modellen, sodass hier 5 Jahre kein Kriterium sein dürften.

Aber das größte Problem ist, dass Prof. Schuh noch immer den Markt nicht verstanden hat und das typische Problem deutscher Grünen hat: Konsum oder ein großes Auto wird von ihnen verteufelt, die bio-vegane Alternative stellt sich als Lösung für Masochisten heraus. Am Ende passiert nichts, weil es keinen „moderaten Wandel“ gibt, sondern nur Fundamentalismus.

Elon Musk hat das ganz anders angegangen: Natürlich sind Tesla-Fahrzeuge viel zu groß, zu schwer und zu teuer für die Allgemeinheit. Noch. Aber sie bieten eine relativ komfortable Nutzungsmöglichkeit und richten sich an vermögende Menschen, die einerseits ausreichend Geld haben und andererseits sich nichts mehr Beweisen müssen und andere Möglichkeiten zur Selbstdarstellung haben. Sie legen damit die wirtschaftliche Grundlage um die Technik noch zuverlässiger, komfortabler, leichter, kleiner und schlussendlich günstiger zu machen!

Ein billiger E-Kleinstwagen, ebenso wie die Kombination aus Dieselverbot und Amnestie für VW, trifft aber wieder die „normalen“ kleinen Leute, die kein überschüssiges Geld haben und die trotzdem leider so sozialisiert wurden, in ihrem Fahrzeug die einzige Entfaltungsfreiheit („Freie Fahrt…“) zu sehen. Demgegenüber wirken gesteigerte Versuche eines Vernunftfahrzeuges wie der berüchtigte „Veggie-Day“-Vorschlag: Herablassend, missionierend, kontraproduktiv. Das führt zu emotionalem „Jetzt will man auch dem normalen Bürger sein Auto wegnehmen!!!“-Geheule und abstruse Aussagen wie „stolz auf den deutschen Diesel“.

Neue Technologien sind wirtschaftlich riskant und klemmen. Verantwortungsvolle privilegierte Bürger („Starke Schultern“) übernehmen die (gesellschaftlichen) Risiken, die ihrem Vermögen angemessen sind. Da Verbrenner-Fahrzeuge unbestreitbar massive ökologische und gesundheitliche Schäden mit sich bringen, ist es IMHO eine moralische Pflicht für High Net Worth Individuals hier ein (kleines) Risiko einzugehen und Geld hinter die Umstellung hin zu einer besseren Zukunft zu investieren.

Oder um es exemplarisch zu sagen: Horst Lüning von Whiskyde hat kein Problem damit, auf einer Fernfahrt 35 Minuten Pause an einem SuperCharger zu machen und zuhause dank eigener PV-Anlage „gratis“ vollzuladen. Die einfachen Angestellten in den Wohnsilos der Städte haben weder einen Stromanschluss noch das Vermögen für einen Tesla. Aber diesen Menschen jetzt einen e.Go als „Lösung“ vorzusetzen, ist ebenso arrogant und asozial. Das Fahrzeug mag nur 1/10 eines Teslas kosten, aber die Nachteile im Betrieb sind vermutlich 10x so spürbar wie bei einem Tesla. Damit zementiert man die aktuelle Situation und fügt unweigerlich ein neues Kapitel zur Sammlung „Gescheiterte E-Mobility-Projekte Deutschlands“.

 

Ändern wird sich dadurch jedenfalls so lange nichts, bis das Tesla Model 3 immer weitere Schichten erobert hat und dementsprechend auch ein Ausbau der allgemeinen Ladeinfrastruktur und der rechtliche Möglichkeiten im Sondereigentum (Stromanschluss in Tiefgaragen von Mietshäusern) geschaffen worden sind. Auch Fahrzeuge wie Hyundai Ioniq liefern beeindruckend „runde“ Produkte, allerdings ohne eigenes Ladenetz.

 

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