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Löt-Absaugung

Die Gefahr geht nicht von eventuell noch im Lötzinn vorhandenen Blei aus, denn dieses verdampft es erst ab 1000°C, sondern vom im Lötzinn oder auf der Trägerplatine verarbeiteten oder zusätzlich eingesetzten Flussmitteln und der oft einhergehende Erhitzung von Kunststoffen. Auch wenn sich die gesundheitlichen Folgen vermutlich bei Amateuren in Grenzen halten, so stört mich der Gestank.

Die größte Gefahr stellen wohl ultrafeine Partikel dar, daneben gibt es schädliche Gase (Aldehyde etc). Erstere kann man mit einem HEPA-Filter einfangen, letztere mittels eines wirksamen Aktivekohlefilters.

Am Markt gibt es einige fertige Budget-Lösungen, die einen sind professionell und die anderen einfache Ventilatoren: Meistens handelt es sich um kleine PC-Lüfter, vor die ein mit Aktivkohle beschichteter Schaumstoff gespannt wird. Die Filterwirkung dürfte marginal sein und man verteilt die Dämpfe somit nur im Raum. Da man diese dann weniger penetrant wahrnimmt, glaubt man sich „geschützt“.

Bekannte Produkte sind Clones der beiden billigen Hakko-Desktop-Lüfter, FA-400 und FA-493. Einige Zeit lang wurden diese als Fälschungen mit Hakko-Aufdruck aus China verkauft, heute verschickt man diese namenlos und auch einige Low-End-Elektroschrotthändler wie Pollin und Conrad haben diese Clones im Programm:

HAKKO FA-400 Original
Original Hakko
Fake
Main Product
Hakko 493 (Genuine, discontinued)


Fake (Ali express)
Fake
Fake

Aber eigentlich wollte ich nicht die dreiste Produktpiraterie aufdecken, sondern nur das zeigen, was im Entry-Segment fertig erhältlich ist.

Daneben finden sich auf YouTube und privaten Websites diverse DIY-Projekte und Anleitungen, die bis auf wenige Ausnahmen auch das selbe Konzept verfolgen: Baue ein Gehäuse aus Karton, Kunststoff oder MDF, schraube einen oder mehrere PC-Lüfter rein, lege einen Schaumstofffilter davor. Done.

Einzig der britische YouTuber John Ward geht zielgerichteter an die Sache ran: Er bedient sich eines professionellen Lüfters aus dem Gartenbau (Indoor-Growth) und den dort eingesetzten Schläuchen und Verbindern:

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Was für den — in unaufgeklärt-autoritären Staaten wie den meisten EU-Ländern inkl. UK und Deutschland illegalen — Anbau von Cannabis seit Jahren üblich ist, sollte doch auch hier den Zweck erfüllen: Bei relativ erträglicher Lautstärke ein großes Luftvolumen durch einen Filter drücken, der verdächtige oder belästigende Gerüche filtert. Wie man schön sehen kann, nutzt er leistungsfähige Aktivkohlefilter für Küchen-Dunstabzugshauben, in denen der Kohlenstoff in Granulatform auch seine Wirkung entfalten kann. Im Indoorgrow sind sogar noch größere Rohrfilter üblich. Feinstäube in der Abluft spielen aber z.B. keine Rolle, weil sie keine Geruchsträger sind.

Die meisten DIY-Maker haben vermutlich keine Möglichkeit, die Abluft nach aussen zu befördern und betreiben daher so ihr Setup im Umluftbetrieb. Deshalb fehlt meins Erachtens ein HEPA-Feinstaubfilter in Johns Setup.

Als professioneller Nutzer würde ich vermutlich zu folgendem Produkt greifen:

Main Product
Weller Zero Smog EL Kit 1

… für nur schlappe 700€ ist man dabei. Die Specs laut Datenblatt sind:

  • Geräuschpegel (Abstand 1 m) dB(A) < 53
  • Fördermenge m³/h 150
  • Vorfilter: Feinstaubfilter Klasse M5
  • Kompaktfilter Partikelfilter H13 und Aktivkohlegranulat-Filter

M5 ist ein einfacher Vorfilter, vermutlich ein Vlies mit 40-60% Wirkungsgrad um große Partikel abzufangen. Der Partikelfilter H13 entspricht dem, was als HEPA-Filter bekannt und in Haushaltsgeräten wie Staubsaugern, Tesla-Fahrzeugen oder höherwertigen Luftreinigern und Klimasystemen verbaut wird. HEPA, also „High Efficiency Particulate Air filter“ binden 99,75% aller Partikel unter PM1 (1 Mikrometer), darunter Tabakrauch, Metalloxidrauch, radioaktive Schwebstoffe.

Kurz gesagt: Grobpartikelfilter (Vlies/Schaumstoff), Aktivkohle, HEPA-Filter.

(So wie auch bei den sehr teuren Philips Luftreinigern, die ich aber weiterhin nicht empfehlen kann.)

Zurück zum Thema: Zwischen Schrott, DIY-Schrott, aufwendigem DIY und der Profilösung gibt es meiner Meinung nach zwei Alternativen:

Option 1: Luftreiniger modifizieren

Hierfür könnte man sich an einem preisgünstigen „Off the shelf“ Luftreiniger bedienen, der bereits Filter und Ventilationstechnik (inkl. Ersatzteilversorgung) mitbringt.

Passenderweise habe ich letztes Jahr den Dirt Devily Pureza AC350 für 60€ kaufen können, der heute leider nicht mehr angeboten wird. Das nächstkleinere Model, der AC250, kostet aktuell 55€ inkl. Versand beim Hersteller.

Luftdurchsatz:

  • AC 350: 360 m³/h
  • AC 250: 255 m³/h
  • AC 150: 136 m³/h

Ersatzfilter-Set (bestehend aus 2x Aktivkohle/Schaumstoff-Kombination, 1x HEPA):

  • AC 350: 24€ + Versand
  • AC 250: 19€ + Versand
  • AC 150: 15€ + Versand

Alle drei Geräte sind, abgesehen von der Größe, identisch aufgebaut und sehen so aus:

PUREZA250

Hier noch drei Photos des geöffneten AC 250 mit Blick auf die Filter bzw. Abdeckung:

Über die Lestungsfähigkeit des Vorfilter ist mir nichts bekannt, vermutlich werden schädliche Gase damit nicht signifikant reduziert.

Man müsste die seitlichen Ansaugöffnungen verschliessen (Panzertape?) und in der gebogenen Frontblende eine Öffnung für einen Schlauchanschlussstutzen schaffen:

OBI Schlauchanschlussstutzen System 100
Air-Circle PVC-Schlauch (Ø x L: 100 mm x 1 m, Max. Luftleistung: 300 m³/h)
Dictum Absaugtrichter / Dust Hood ca 21€ bei Amazon

John verwendet ein flexibles PVC-Rohr ohne Stutzen/Trichter, das hat m.E. aber Nachteile: Je größer und flexibler das Rohr, desto geringer die Saugleistung. Je kleiner der Rohrdurchmesser, desto näher muss man wohl den Schlauch am Werkstück ansetzen. Ein maximal 10cm-Durchmesser-Schlauch und dieser Trichter könnten einen Kompromiss darstellen.

Option 2: Staubsauger mit Aktivkohle und HEPA-Filter

Die einfachste Lösung stellt ein Staubsauger mit HEPA-Filter dar. Zwar sind HEPA-Ersatzfilter für Staubsauger vergleichsweise teuer und haben eine geringe Kapazität, aber man hat quasi keinerlei DIY-Aufwand. Wer keinen passenden Aufsatz hat, bastelt sich selbst einen Trichter zur Befestigung am flexiblen Schlauch. Gängige Durchmesser sind hier wohl 5cm.

Leider gibt es nicht viele Geräte mit Aktivkohlefilter welche notwendig sind um z.B. Aldehyde aus der Abluft zu entfernen.

Weitere Informationen:

Vortrag der zuständigen Berufsgenossenschaft von 2010 über die Gefahrenstoffe bei Lötarbeiten: https://www.dguv.de/medien/ifa/de/vera/2010/2010_saet_gefahrstoffe/08_bannert.pdf

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