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Ein Jahr später…

Mancher wird sich fragen, warum dieses Blog so lange nicht mehr aktualisiert wurde und warum auch meine anderen Websites seit Jahren keinen refresh gesehen haben. Der Grund ist einfach: Ich habe einfach zu viel zu tun und konzentriere mich auf Dinge, die mir Spass machen und Geld bringen 🙂

Unter der Haube läuft technisch mein vollautomatisiertes DevOps-Setup auf Basis von chef.io und sorgt für Systemaktualisierungen und führt Änderungen kontrolliert aus. Teile davon habe ich bereits 2010 aufgesetzt, sie funktionieren bis heute…

Doch in Zeiten von Containerisierung, insbesondere Docker, setze ich nur noch in sehr wenigen Kundenprojekten Chef ein. Docker scheint gewonnen zu haben und auf absehbare Zeit der Standard für Operations und Software-Deployment zu bleiben.

Interessant ist es, dass wieder einige hübsche Produkte drumherum entstehen, Startups welche viel Geld mit der „Veredelung“ verdienen wollen. Also z.B. Orchestrierung, Monitoring, Scheduling/Autoscaling, SDN, Security-Checks etc. – doch Docker, Inc. ist trotz des Erfolges immer noch sehr agil und innovativ und schneidet so „woanders getesteten Konzepten“ sprichwörtlich den Hals ab: Womöglich ist die Funktionalität bereits in der übernächsten Version der „offiziellen“ Docker-Tools enthalten oder Komplexität liefern, deren Nutzen ich für zweifelhaft halte (Mesos, CloudFoundry, alles um OpenStack herum). Ein aktuelles Beispiel ist der „swarm-mode“, wer sich näher damit beschäftigen möchte, sollte unbedingt die Konferenzvideos von Docker anschauen: https://www.youtube.com/user/dockerrun

Weiterhin hat sich an der Hosting-Situation wenig geändert: Amazon, Google und Microsoft verteilen den Markt unter sich, liefern auch selbst komplexe Lösungen (Kubernetes/Google Container Engine, AWS ECS) für eben oben angesprochene Container-Deployments.

Traditionelle Hosting-Anbieter liegen technologisch im sterben, andererseits gibt es z.B. in Frankreich mit OVH und Scaleway (Tochter von Iliad/online.net) solche Unternehmen, die durchaus in sehr kurzer Zeit sehr viel Funktionalität aufgebaut haben und technologisch sehr wohl mit „low-end“ Cloudanbietern aus den USA (DigitalOcean, Vultr) mithalten können. Gerade die Franzosen kapieren auch, dass man seine API auch in gängige Tools integrieren muss, so liefert Scaleway z.B. ein offizielles cli und ein docker-machine plugin.

Weiterhin unterstützen die genannten Unternehmen stark nachgefragte, populäre Community-Projekte für ein besseres Internet, wie z.B. letsencrypt.org, während sich die deutschen Anbieter weiterhin der CA-Mafia um Comodo, Symantec oder Globalsign verschrieben hat und somit auch hier verlieren werden.

Während also deutsche Hoster weiterhin ihre Kunden mit teuren Zertifikaten und wertlosen „Site-Seals“ verarschen, unterstützten französischen Anbieter, z.B. OVH mit 350.000$ ein sicheres Internet. So (und mit OpenSource-Contributions) baut man sich Community-Credibility auf!

Trotzdem können sie im internationalen Markt mangels fehlender internationaler DC-Standorte nicht mithalten: Mindestens USA-Ost, USA-West, Südamerika, China, Singapur oder Japan, ggf. Australien sollten es schon sein. Billige compute-jobs die viel Power/RAM aber sonst nichts brauchen, werden dort und z.B. bei Hetzner bleiben, alles andere wird sterben: Automatisierung, Zentralisierung.

Amazon AWS dürfte bei größeren Projekten/Unternehmen gefühlt einen Marktanteil von 90% erlangt haben, den preiswerten „Einsteigermarkt“ kontrolliert DigitalOcean. Das habe ich hier und an anderen Orten glaube ich schon vor Jahren vorhergesagt und viel Widerspruch ernten müssen…

Überhaupt scheint mir die IT-Branche aktuell in großen Teilen nicht mehr rational zu agieren, viele Menschen verdienen sehr viel Geld mit dem verkaufen von Consulting für „den neuen, heissen Scheiss“, auch wenn dieser keinen messbaren wirtschaftlichen Vorteil bringen wird und ein „me-too“ auch keinen technologischen bringt: Entweder ich bohre dicke Bretter, oder ich versuche „risikoarme“ Technologien für erfolgreiche Produkte einzusetzen.

Wer das nicht glaubt oder vergleichen möchte, sollte sich einfach mal mit Value-Investing auseinandersetzen und die wirtschaftlichen Grundlagen erfolgreicher, nachhaltiger Unternehmen sehen. In den USA gibt es Unternehmen, deren Aktien seit 100 Jahren an der Börse gehandelt werden, die seit 90 Jahren Dividenden ausschütten und diese seit über 50 Jahren jährlich erhöhen. Ohne Unterbrechung!

Das sind Unternehmen wie 3M, Kimberly-Clark, Procter & Gamble, Abbott. Unternehmen, die mehr Geld verdienen, als Google, die mehr in Forschung investieren als Google, die seit Jahrzehnten erfolgreich in der Produktentwicklung sind und sich längst sehr breit diversifiziert haben. Solche Unternehmen sind also nachweislich sehr lange in der Lage, auf Veränderungen zu reagieren — besser: Sie verändert den Markt.

Viele Kollegen halte diese Konzerne für Tanker, sind große Fans von Google und Apple. Doch wie verdient Google Geld? Nahezu ausschliesslich mit Werbung. Sämtliche anderen Aktivitäten sind dazu da, den Markt entweder in eine Richtung zu drücken (vgl Chrome/HTML5, Android, Google Fibre) um das bestehende Geschäft abzusichern, oder eben Glücksspiel-Ventures, wie autonome Fahrzeuge.

Ohne iPhone-Wachstum steht Apple auch nicht besonders glücklich da – so viel Geld verdient, relativ wenig ausgeschüttet, trotzdem kein erfolgreiches Nachfolgeprodukt entwickelt. Weder das iPad noch die Apple Watch sind wirkliche Nachfolger. Das Mac-Geschäft stirbt, für manche Modelle gibt es seit Jahren (!) keine Aktualisierungen mehr. Amazon hingegen schaffte es seit 1996 schon diverse Male, sich komplett neu zu erfinden und verdient viel Geld (das reinvestiert wird).

Persönlich sehe ich die ganze Branche am Ende eines Erfolgszyklus. Es wird nicht so schlimm wie 2000/01 werden, aber wir werden eine ordentliche Konsolidierung sehen von Unternehmen, die „cool“ und innovativ erscheinen, aber damit kein Geld verdienen können. Groupon, Twitter, GoPro, FitBit, Box.net… sind nur der Anfang.

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