Zeit für ein paar Zahlen: Beginn bei Strava war der 31.12.2020. Strava auf dem iPhone zählt auch gerne mal einen Kilometer mehr, das gleiche ich aus durch Fahrten zu Terminen oder Lastenradfahrten, die ich nur selten erfasst habe:
Die längsten Fahrten waren auch etwas länger: Von Altomünster und Freising bin ich jeweils per S-Bahn zurück, dann vom Hirschgarten bzw. Moosach Bahnhof weiter per Rad nach Hause (Eine Fahrradmitnahme in Straßenbahnen ist hier seit eh und je verboten) – das wurde dann als separate Fahrt erfasst bzw. habe ich nicht aufgezeichnet.
Die Fitness-Effekte sind natürlich ganz nett und ich bin auch schon gefühlt schneller als 90% der Fahrer in der Stadt, aber in der Ebene ist das keine Kunst und skalieren tut das auch noch nicht: Meine Durchschnittsgeschwindigkeiten liegen noch immer deutlich unter 20km/h und ich brauche auch nach spätesten 30-45 Minuten eine kurze Pause. Kleine Anstiege sind weiterhin schon ein Gebirge.
Beeindruckenste Effekte hat das Radfahren hingegen auf die Stimmung/Psyche, wenn man es schafft, sich nicht zu sehr über andere Verkehrsteilnehmer (motorisierte Psychopathen und Geisterradler) aufzuregen. Das fällt manchmal schwerer und manchmal leichter. Wenn es klappt ist Radfahren pure Meditation.
Neben dem durch Doofheit bedingten Sturz mit Knieverletztung 2020 hatte ich vor einigen Tagen einen Hungerast-Blackout, der fast in einem Kreislaufzusammenbruch gemündet wäre. Eine medizinische Überprüfung blieb ohne Befund, sodass ich es auf eine Unterzuckerung zurückführe (Gluconeogenese-Leistung der Leber überfordert) und meine Radfahrten jetzt zeitlich nach meiner Hauptmahlzeit einplanen werde. Das mache ich bisher zwar überwiegend so, die GoPro-Videos benötigen allerdings hellstes Tageslicht, sodass ich die Videos fast immer zwischen 10 und 16 Uhr aufgenommen habe. Das werde ich so nicht mehr machen.
Material:
Mein primäres Rad ist weiterhin das Utopia Velo Roadster Stahlrad, dass ich für 250€ in Augsburg gekauft und mittlerweile um eine weitere Bremse, Beleuchtung, neue Reifen, Mäntel etc. nachgerüstet habe. Es ist phantastisch und wird dieses Jahr 18 Jahre alt. Ein Stahlrahmen, ein niedriger Durchstieg, breite Bereifung sind einfach perfekt für die Stadt und für schwere Fahrer. Selbst die billigste 7-Gang-Shimano-Nexus-Schaltung funktioniert noch immer tadellos. Der Unterschied zu einem Alu-Rad/MVG Rad ist enorm, obwohl diese sogar schon die 8-Gang-Nexus-Schaltung haben, also eigentlich eine bessere. Mein Rad ist noch sehr „traditionell“, sodass es überwiegend Standardbauteile verbaut hat, die man problemlos ersetzen kann, sollten sie ermüden/verschleissen.
Pannen:
2020 war super. Keine einzige Panne. 2021 dafür kam es hart: Bereits am 01.01.2021 war das Hinterrad platt. Mitterweile habe ich 6 Platten zusammen. 3 Davon schlicht dem kaputten Mantel geschuldet. Das habe ich zu spät bemerkt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Stein den Schlauch aufschlitzte.
Übelster Platten war letzte Woche das voll beladene Lastenrad. Hier musste ich dann in der Albrechtstraße am Straßenrand das Dreirad kippen, das platte Vorderrad ausbauen, den Schlauch flicken etc. – auch hier war ein sehr seltsam geformter Stein die Ursache, der auch den Mantel zerstörte. Mit Ersatzteilen habe ich Tags darauf dann Mäntel und Schläuche durch neue ersetzt. (Cave: Auch hier gibt es massive Engpässe und wer öfter fährt, sollte sich lieber jetzt sofort 2 Ersatzschläuche für die Saison zusätzlich beschaffen – oder dann Monate warten).
Inspiration & Fahrstil:
Lange bevor ich mich wieder getraut habe auf ein Fahrrad zu steigen, habe ich zwei YouTube-Kanäle kennengelernt, den einen vom Odenwald-Cyclist, der auch von Übergewicht geplagt immer wieder den Schweinehund überwindet. Er hat mir die Scheu genommen, es zu versuchen.
Und Terry Barentsen, ein Kameramann aus New York City, der halsbrecherische Radfahrten ohne Einhaltung jeder Verkehrsregeln filmt. Noch versuche ich mich zwar an die meisten Verkehrsregeln zu halten, der bewusste Regelübertritt ist bei den Fahrenden aus NYC aber nicht vollkommen hirnrissig sondern durchaus eine Kunst, ein Slalom mit extrem vorausschauender Fahrweise.
Diese versuche ich mir zu Eigen zu machen, denn auch in München werden regelmäßig Radfahrende getötet, die sich an jede Verkehrsregel gehalten haben. Schlechte Infrastruktur und nachlässige/unverantwortliche Fahrweise sind daran Schuld. Kein LKW-Fahrer und kein Autofahrer auf einem „freilaufenden Rechtsabbiegerstreifen“ werden gezwungen, mit hoher Geschwindigkeiten diese Kreuzungen zu durchfahren und dadurch Menschenleben zu zerstören. „Toter Winkel“ oder „trug keine Warnweste/Helm“ sind einfach nur Schutzbehauptungen.
Die Münchner Polizei weigert sich auch bis heute eine Fahrradstaffel aufzubauen, wie es in Frankfurt, Berlin und anderen Großstädten der Fall ist. Diese müsste nämlich dann auch unweigerlich Falschparker und rücksichtlos überholende Autofahrer verfolgen, was hier unter Garantie zu viel Aufschrei führen wird. Niemand kann mir sagen, dass zB ein Polizist/in der PI 42 übersehen kann, dass stundenlang gegenüber eine Möbelspedition komplett den Radweg blockiert hat. Hier wird bewusst weggeschaut oder nicht hingeschaut.
Eine Fahrradstaffel würde solche Sachen nicht mehr plausibel „übersehen“ können. Deshalb gibt es sie nicht. Ja, es die mangelhafte Infrastruktur durch jahrelanges SPD/CSU-Regime verursacht, tragen dazu bei und dafür kann die Polizei natürlich nichts. Aber trotzdem gilt auch in München die StVO. Und muss durchgesetzt werden!
So nehmen sich natürlich noch immer auch viele Radfahrende Rechte heraus, die die StVO so nicht vorsieht und langsam ist es mir dann auch egal ob eine Ampel rot, gelb, grün oder kaputt ist…